Kanzler Kern hat seine lang angekündigte, gut vorbereitete und professionell inszenierte Grundsatzrede, seinen „Plan A“ für Österreichs Zukunft, vor rund 1.500 Gläubigen und Hoffenden in einer zweistündigen Show in der FPÖ- dominierten Stadt Wels abgehalten. Er ließ fast kein Thema aus, beschwor alle möglichen Geister, sprach Realitäten an und Utopien. Er sprach nicht über die Pensionen, aber über die Wirtschaft, über die Politik, die Parteien und über seine Idee eines Mehrheitswahlrechtes, bei dem die stärkste Partei zusätzliche Mandate und Stimmrechte bekommen soll. Soll aber wahrscheinlich nur für die SPÖ gelten.
Vom Gratis- Laptop für alle Schüler bis zum Gratis- Führerschein für Lehrlinge war die Rede. Diese und weitere angesprochene Leistungen des Staates in mehrfacher Milliardenhöhe sollen durch Einsparungen und neue Steuern ermöglicht werden und spätestens da sollte man stutzig und vorsichtig werden. Kern sprach auch die Asylpolitik an und er ging sogar so weit zu sagen: „Wir müssen wissen, dass die Aufnahmefähigkeit unserer Gesellschaft Grenzen hat“. Brodelt es schon so gewaltig in der Bevölkerung, dass sich Kern zu dieser Einsicht durchgerungen hat und die ÖVP sogar die offizielle Obergrenze halbieren will? Die Lage muss alarmierend sein. Dabei hat Kern als damaliger Eisenbahnerchef mit dafür gesorgt, dass es soweit gekommen ist und er sagte damals zur Massenschleusung durch die ÖBB: „Meine Mitarbeiter leisten Enormes und ich bin stolz darauf“ und auch: „Dies ist nicht die Zeit für Dienst nach Vorschrift“. Aber das ist Schnee von gestern.
Die Frage ist jetzt: Glaubt Kern an das, was er sagte oder ist es nur Wahlkampf, aber vor allem: Konnte er seine Anhänger und auch die Zweifler überzeugen und auch in Schwung bringen?