Ein australisches Unternehmen hat zum zehnten Mal eine Studie über Pensionssysteme veröffentlicht. Untersucht wurden die Pensionssysteme von 34 Ländern, welche 60 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren. Neben 14 europäischen Ländern wie den skandinavischen Ländern oder auch Spanien, Italien, Schweiz und Frankreich waren auch bevölkerungsreiche Staaten wie China, Indien, Brasilien, Indonesien und Japan vertreten, die restlichen Länder sind von allen Kontinenten. Österreich kommt bei dieser Studie nicht gut weg, liegt in der Gesamtwertung nur auf dem 24. Platz. Der Durchschnitt in der Gesamtwertung ist 60,5 Punkte und Österreich kommt nur auf 54,0. Von den europäischen Ländern ist nur Italien unwesentlich schlechter mit 52,8 Punkten. Die Spitzenreiter sind Dänemark, die Niederlande, Finnland, Schweden und Norwegen. Sie haben zwischen 80,2 und 71,5 Punkten. Österreichs gravierendstes Problem beim Pensionssystem ist laut dieser Studie die Nachhaltigkeit. Da liegen wir auf dem beschämenden vorletzten Platz mit 21,5 Punkten vor Italien mit 20,1 Punkten. Der Durchschnitt ist 52,0. Bei Angemessenheit und Integrität, den anderen zwei Bewertungskriterien, liegen wir doch um ein paar Punkte über dem Durchschnitt.
Es wird also wieder einmal Zeit für eine Pensionsreform. Wenn es so weit ist, sollten sich die zuständigen Herrschaften vielleicht doch die Pensionssysteme der skandinavischen Länder und der Niederlande im Detail anschauen und überlegen und vergleichen, was die anders oder besser machen. Es muss ja Gründe dafür geben, dass diese Staaten in der Studie am besten abschneiden. Die Lebensarbeitszeit erhöhen, um das Pensionssystem abzusichern, kann nur bedingt funktionieren. Wie soll z. B. jemand, der bis 25 oder knapp 30 Jahre studiert, seine Arbeitsjahre bzw. Beitragsmonate zusammenbringen? Der müsste ja bis etwa 75 Jahre arbeiten gehen. Oder wie soll der zunehmende Billiglohnsektor oder der Teilzeitbereich jemals eine Rente bekommen, von der die Leute auch leben können? In Rente sind die Leute dann nämlich in Vollzeit und nicht in Teilzeit. Auch eine Beitragserhöhung ist kein Allheilmittel, genau so wenig wie eine Kürzung der Renten. Wer von der Rente nicht mehr leben kann, muss Unterstützung bekommen. Das ist auch Geld vom Staat, es kommt bloß aus einem anderen Topf.
Die Studie sieht eines der Probleme des schwachen Pensionssystems in der hohen Verschuldung des Staates. Das ist auch einleuchtend, denn die Zinsen für die Staatsschulden kosten Geld. Geld, das z. B. in den Pensionskassen fehlt. Es gibt aber auch Gerüchte, dass die Pensionskassen auch für andere Zweck herangezogen wurden. In der Studie werden auch unangemessene Rücklagen als Problem angesehen. Das ist ein Punkt, über den keine Regierung gerne spricht. Da muss man etwas weiter ausholen. Wenn heute von Staatsschulden gesprochen wird, spricht man allgemein von expliziten Schulden; in Österreich sind das z. B. aktuell etwa 80 Prozent des BIP. Dann gibt es aber noch die impliziten, die „versteckten“ Staatsschulden. Das sind z. B. Versprechungen des Staates, die erst eingelöst werden müssen und da gehören die zukünftigen Rentenzahlungen dazu. Diese Schulden sind sehr hoch, sie betragen in Österreich etwa 180 Prozent des BIP und sind somit mehr als doppelt so hoch wie die „offiziellen“ Schulden. Das heißt, explizite plus implizite Schulden in Österreich ergeben in Summe etwa 260 Prozent des BIP und das ist heftig. Österreich liegt damit innerhalb der EU im roten Bereich. Da hapert es auf jeden Fall an den Rücklagen für die Pensionen. Aber gerade seit Kanzler Vranitzky hören wir ja laufend: „Die Pensionen sind sicher“.