Im Mai 2019 wird die EU- Wahl abgehalten und nach und nach geben die Parteien in Österreich ihre Spitzenkandidaten bekannt. Bei der SPÖ dürfte das mit ziemlicher Sicherheit Andreas Schieder sein, obwohl er noch im Sommer sagte, nicht nach Brüssel wechseln zu wollen. Aber seither hat sich in der SPÖ viel getan und was gäbe es für ihn sonst zu tun? Bei der FPÖ ist Vilimsky so gut wie sicher, bei den Grünen kommt eigentlich nur Kogler in Frage; genau genommen haben sie sonst niemanden. Für die Liste Pilz könnte eventuell der Urzeit- Grüne Voggenhuber antreten, bei den NEOS könnte es Claudia Gamon werden. Die ÖVP hält sich noch bedeckt, aber Othmar Karas steht in den Startlöchern. Gut möglich aber, dass er offiziell nicht als ÖVP- Kandidat antritt, sondern mit eigener Namensliste kandidiert und eventuell gemeinsam mit Angelika Mlinar, die aus dem ehemaligen Liberalen Forum der Heide Schmidt kommt. (So kann man es zumindest nachlesen.) Jenem Liberalen Forum, welches von Haselsteiners Geld und Gnaden abhängig war und einst mit den NEOS ein Zweckbündnis einging.
Othmar Karas ist für die ÖVP nicht nur der Spitzenmann in Brüssel, neben EU- Erweiterungskommissar Hahn, sondern unübersehbar auch ein Problem. Seine politischen Einstellungen sind häufig meilenweit von jenen der Parteiführung in Österreich entfernt und dass Kanzler Kurz keine rechte Freude mit ihm hat, ist kein Geheimnis. Ist auch verständlich, wenn man die Ansichten und die Denkweise des EU- hörigen Karas kennt. Er will die EU- Staaten und somit auch Österreich zu Gunsten der EU völlig entmachten, fordert die Aufgabe der nationalen Souveränität, spricht gerne von den „Vereinigten Staaten von Europa“. Er verteidigt den EU- Kommissionspräsidenten Juncker gegen jede Kritik und schimpft seine Kritiker. Er tritt für die bedingungslose Weiterführung der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei ein (dabei kann er bis heute den Namen des türkischen Präsidenten nicht korrekt aussprechen!) Karas wettert ganz massiv gegen die von der türkis- blauen Regierung eingeführte Anpassung der Familienbeihilfe an die Kaufkraft der betroffenen Staaten, spricht sogar von Diskriminierung. Er fällt der Regierung auch in den Rücken, indem er die Lehre für Asylwerber unterstützt und dadurch auch rechtskräftig abgewiesenen Asylwerbern den Verbleib in Österreich ermöglichen will. Dass er auch wegen des „Nein´s“ der Bundesregierung zum UN- Migrationspakt aufheult, ist dann schon fast als Selbstverständlichkeit zu werten. Und dass er auch ein etwas sonderbares Demokratieverständnis und etwas skurille Ansichten zu Bürgerrechten und zum Volkswillen hat, zeigte sich schon bei einem Referendum 2016 in den Niederlanden, als er meinte, Referenden seien „eine Flucht aus der Verantwortung, ein Zeichen von Schwäche“.
Dass die jetzige ÖVP- Führung ein Problem damit hat, diesen Mann als offiziellen Spitzenkandidaten zu nominieren, ist leicht verständlich. EU- Fanatiker sehen in ihm allerdings einen Verteidiger der „Werte der EU“, einige seiner Kritiker meinen jedoch, er sei, zumindest in der Vergangenheit, in erster Linie Schwiegersohn gewesen. Er ist ganz einfach eine umstrittene Figur. Man kann an dem Beispiel aber auch über die Qualität der Köpfe in Brüssel nachdenken.
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