Dem französischen Präsidenten haben letztens „seine“ Franzosen gezeigt, was sie von seiner Politik und von ihm halten; Hunderttausende gingen als „Gelbe Westen“ auf die Straße, brachten in halb Frankreich den Verkehr zum Erliegen. Macron ist gescheitert, kann nur mehr gegen das Volk regieren. Seine Umfragewerte sind ins Bodenlose gefallen, liegen bei etwa 25 Prozent. Das hat noch kein Präsident geschafft. Und der deutschen Kanzlerin Merkel ergeht es ähnlich. Sie, die einst als die „mächtigste Frau der Welt“ gefeiert wurde, ist ebenfalls gescheitert. Gescheitert an ihrem „Wir schaffen das“. Gescheitert hauptsächlich daran, dass sie 2015 mitsamt ihrer Regierung aus Angst vor „unschönen Bildern“ sich nicht traute, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und an den Folgen dieser falschen Entscheidungen, von denen man täglich in den Medien liest und hört. Merkel hat ihren schrittweisen Rückzug aus der Politik eingeleitet, weil ihr keine andere Wahl blieb. Kein Wunder, dass sich die Beiden so gut verstehen, teilen sie doch das gleiche Schicksal und die Gemeinsamkeit macht sie wieder stark. Schon der Dichter Christian Gellert machte das deutlich mit seinem Gedicht von dem Blinden und dem Lahmen.

Jetzt traten also Merkel und Macron wieder gemeinsam auf, riefen eindringlich zu einschneidenden Reformen innerhalb der EU auf. Merkel sagte dabei zu Macron: „Du hast gesagt, wir stehen am Scheideweg. Dies ist auch genau das, was ich empfinde“. Macron forderte ja schon Ende September eine „Neugründung“ der EU; eine EU- Armee, eine gemeinsame Grenzschutztruppe, einheitliche Unternehmenssteuern, eine „Europäische Staatsanwaltschaft“ usw. und Merkel schlägt sich jetzt voll auf seine Seite. Das Credo der Beiden lautet also: Mehr Macht für die EU, weniger Souveränität der Nationalstaaten. Und ihre Vorstellungen sind nicht gerade bescheiden: „Das deutsch- französische Gespann hat die Aufgabe, die Welt nicht ins Chaos abdriften zu lassen und sie auf einen friedlichen Kurs zu bringen“. Das ist eigentlich eine unmissverständliche und gefährliche Drohung. Wer die Welt retten will, will Welt(be)herrscher sein. Solche gefährlichen Hirngespinste gab es schon überall und immer und sie gingen nie gut aus. Die Regierungen der EU- Mitgliedstaaten sind dringend gefordert, die beiden gefährlichen Träumer auf den Boden der Realität zurück zu holen (von der EU- Kommission kann man das nicht erwarten, vertreten Merkel und Macron doch ihre Interessen) und ihnen klar zu machen, dass die EU nicht nur aus Frankreich und Deutschland besteht bzw. dass die Beiden nicht im Alleingang über die EU zu bestimmen haben.