Bundespräsident Van der Bellen erinnerte in seiner Neujahrsansprache daran, dass das Vereinte Europa zur Friedenssicherung gegründet wurde. Ich habe zwar seine Ansprache weder gehört noch gesehen, aber ich glaube es ganz einfach, dass er es so sagte. Und ich war immer der irrigen Meinung, das „Vereinte Europa“ wäre vordergründig aus wirtschaftlichen Überlegungen gebildet worden. Bei den Vorgängerorganisationen EG, EWG, Montanunion war es doch so. Für den Bundespräsidenten war die Gründung des Vereinten Europas, er sagte nicht EU, jedenfalls „die beste Idee, die wir je hatten“ und es sei etwas Einzigartiges daraus geworden. Darauf zu achten, „dass es nie wieder Krieg gibt, dass der Friede bleibt“, sei die wichtigste Aufgabe für das Vereinte Europa.
Gar so interessant kann aber der Friede für einige Staaten des Vereinten Europas doch nicht sein, wenn man so nachdenkt. Wie war das doch bei den Balkankriegen 1991 bis 1999 des ehemaligen Jugoslawiens? EU- Staaten, die zugleich NATO- Mitglieder waren, und die USA griffen aktiv in die Kämpfe ein. Selbstverständlich nur, um Frieden und Demokratie zu bringen. Es waren auch hauptsächlich EU- Staaten, die in Libyen mit „friedensfördernden Militärschlägen“, auch auf zivile Infrastruktur wie die Wasserversorgung, den bestentwickelten Staat auf dem afrikanischen Kontinent zu dem machten, was er heute ist: Eine Wüstenregion, die man kaum als Staat bezeichnen kann, mit mehreren „Regierungen“, mit „War Lords“ samt ihren Söldnertruppen, ein Tummelplatz für kriminelle Clanführer, ein Rückzugs- oder neues Aufmarschgebiet für den IS. Wie war (und ist) das in Afghanistan, im Irak, in Syrien? Ach ja; das ist ja der „Kampf gegen den Terror“. Überall da sind EU- Staaten als NATO- Bündnispartner mehr oder weniger offen an den Kämpfen beteiligt, wurden Flüchtlinge produziert und Terror importiert. Und weil Geld bekanntlich nicht stinkt, werden Waffen von EU- Staaten auch an kriegsführende Nationen wie aktuell Saudi- Arabien verkauft.
Ja, das mit dem Frieden und der EU ist ein ziemlich strapaziertes Verhältnis. Aber das alles dient sicher der Einzigartigkeit des Vereinten Europas. Auch wenn der Bundespräsident diese EU ein wenig mit einem Kindergarten vergleicht. Dort gibt es zwar manchmal Streit, aber alle geben sich Mühe, miteinander auszukommen.
26.12.2018
Offener Brief – Wiederherstellung eines verfassungskonformen Zustandes.
Sehr geehrter Herr Bundespräsident Alexander Van der Bellen!
Akteure aus Russland, Deutschland und Osteuropa trafen sich kürzlich zum „Potsdamer Dialog“. Dort sagte der Obmann im Verteidigungsausschuss des deutschen Bundestages: „Russland hat weder die Kapazität noch die Absicht“, die Nato oder die Europäische Union (EU) anzugreifen“.
Österreich sollte daher von der aktuellen EU/NATO-Politik der Eskalation abrücken und zu einer Kriegsverhinderungspolitik wechseln.
Aber, jetzt behaupten Sie, dass das österreichische Bundesheer sich in einem nicht verfassungskonformen Zustand befindet und wollen 2019 um Millionen € militärisch aufrüsten.
Da keine genauen Positionen genannt werden, stellt sich die Frage, anlässlich welcher Bedrohung, die Regierung und Sie eigentlich das viele zusätzliche Geld wollen und wofür?
Eine russische Bedrohung ist gegenstandslos. Von Russland ist kein Angriff zu erwarten.
Auch wenn wir von der NATO, der EU und dem ORF mit FAKE NEWS noch so oft in einen Krieg gegen Russland gehetzt werden sollen.
2019 will die NATO nach eigenen Angaben 1.013 Mrd. US-Dollar ausgeben. Das ist etwa das 15-Fache Russlands.
Durch eine kluge und angemessene Außen- und Entspannungspolitik könnte sich Österreich das meiste der beabsichtigten Millionen € geplanten militärischen Aufrüstung ersparen und für soziales verwenden.
Wer ein soziales Europa will, wer ein Europa des Friedens will, der ist geradezu dazu verpflichtet, sich für ein gemeinsames Haus Europa von Lissabon bis Wladiwostok einzusetzen, wie es von Russland (Putin) schon lange angeboten wurde.
Sehr vieles deutet darauf hin, dass die EU/NATO-Kriegstreiber inzwischen bereit sind, in einen Stellvertreterkrieg bis zum letzten Soldaten gegen Russland in Europa zu kämpfen, und Sie und die Bundesregierung bereit sind, das zu akzeptieren und die österreichische Bevölkerung dafür bezahlen zu lassen.
Mit dem Beitritt zu PESCO geht Österreich nach 1914 und 1938 einmal mehr den Weg ins Verhängnis.
Offenbar bewusst und vorsätzlich, den Außenministerin Kneissl sagt aktuell: „Einseitige Schritte sollten vermieden werden – sie wirken sich negativ auf den Dialogprozess aus. Frieden wird nicht durch den Aufbau von Armeen geschaffen…“.
Sehr geehrter Herr Bundespräsident!
Ich sehe den Beitritt Österreichs zu PESCO sehr, sehr negativ.
Ich appelliere an Sie und die gesamte Bundesregierung als besorgter Vater, Großvater und Staatsbürger.
Österreich sollte aus PESCO unverzüglich aussteigen und wie beim Migrationspakt einen ehrlichen Weg gehen. Einen Weg, weg von militärischer Aufrüstung, in einen Kurs Richtung Frieden und sozialer Entwicklung!
Denn, EU und NATO prüfen nicht einmal ernsthaft die Möglichkeit einer friedlichen Beilegung von Konflikten oder von Verhandlungen. All ihre Erklärungen laufen im Grunde genommen auf ein militärisches Szenario hinaus. Das gesamte „Verteidigungsprogramm“ richtet sich auf die Entwicklung von Kampftechnik, mit der sie Russland bezwingen möchten.
Wenn es nicht gelingt die Aufrüstungsspirale zu stoppen, wird auch Österreich im Fall eines Konflikts zerstört und als bewohnbarer Lebensraum verschwinden.
Kein anderes Thema wird für unser Leben, und das Leben unserer Kinder und Enkelkinder, so wichtig werden wie die Frage, ob wir ein erneutes Wettrüsten verhindern können.
Die überwiegende Mehrheit der Österreicher will keinen Krieg, schon gar nicht mit Russland, daher ist es Verrat an den Interessen der Österreicher weiter militärisch aufzurüsten.
Am 19.4.2018 habe ich um die Übermittlung der Gutachten der Rechtsexperten aus dem Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes, dem Völkerrechtsbüro des Außenministeriums sowie dem Rechts- und Legislativdienst des Parlaments, warum der Beitritt Österreichs zu PESCO kein Bruch des Neutralitätsgesetzes vom 26. Oktober 1955, Artikel 1 Absatz 2 (Österreich wird zur Sicherung dieser Zwecke in aller Zukunft keinen militärischen Bündnissen beitreten…) sein soll, gebeten.
Bis heute blieb meine Bitte leider erfolglos.
PESCO verpflichtet Österreich zu einer ständigen Erhöhung der Militärausgaben, die von einem eigenen EU-Rüstungsamt laufend kontrolliert werden. In Österreich droht mit PESCO mittelfristig eine Verdreifachung der Militärausgaben. Gleichzeitig wird im Sozialbereich gespart. Militärische Aufrüstung und Sozialabbau gehen eben Hand in Hand.
Ein Ausstieg Österreichs aus PESCO ist jederzeit möglich.
Das Bundeskanzleramt hat mich im Schreiben GZ ● BKA-330.080/0412-BPD/3/2018 darum ersucht, mich an das Justizministerium zu wenden.
Meine Bitte an Justizminister Moser um Übermittelung der Gutachten/Expertisen warum der Beitritt Österreichs zu PESCO kein Bruch des Neutralitätsgesetzes vom 26. Oktober 1955, Artikel 1 Absatz 2 sein soll, bleib bis heute erfolglos.
Kritik an der PESCO-Teilnahme Österreichs wurde stets mit der Behauptung zurückgewiesen, dass die österreichische Neutralität durch die Teilnahme an PESCO unberührt bleibt, da es einen „Neutralitätsvorbehalt“ Österreichs gebe.
Am 6.Juni 2018 stand in der “Presse“ die Meldung, dass der “Neutralitätsvorbehalt“ sich weder im unterschriebenen Dokument, noch in den Protokollen finden lässt.
Meine Bitte an Bundeskanzler Kurz mir Belege für einen rechtsverbindlichen “Neutralitätsvorbehalt“ im unterschriebenen Dokument und den zugehörigen Protokollen zu übermitteln ist bis heute erfolglos geblieben.
Da es offensichtlich keinen rechtlich verbindlichen “Neutralitätsvorbehalt“ Österreichs im unterschriebenen Dokument und den zugehörigen Protokollen gibt, bitte ich Sie die Wiederherstellung eines verfassungskonformen Zustandes (Österreich wird zur Sicherung dieser Zwecke in aller Zukunft keinen militärischen Bündnissen beitreten…) durch den sofortigen Ausstieg Österreichs aus PESCO einzufordern.
Mit besorgten Grüßen Josef L. Winkler
LikeLike
Herr Winkler; ein guter, ein ehrlicher Brief. Gratulation!
Zu PESCO habe ich übrigens einige Briefe auf diesem Blog geschrieben
mfG der Sepp
LikeLike