Die EU heult auf vor Wut und Enttäuschung. Nicht zu laut und nicht zu öffentlich allerdings, damit es „das Volk“ nicht mitbekommt. Was ist der Grund für die Enttäuschung? Darüber klärt der Vorsitzende der Delegation des Europäischen Parlaments für die Beziehungen zu den USA (ein etwas sperriger Titel) in einem Brief an US- Kongressabgeordnete auf, in dem er schreibt: „In einer überraschenden Entwicklung hat der EU- Botschafter in den USA seine Position auf der diplomatischen Protokollliste verloren und wurde dauerhaft an das Ende der Liste gesetzt … Das ist keine Art, mit Partnern umzugehen“. Jetzt wissen wir es also; der EU- Botschafter wurde von der US- Regierung zurückgestuft oder „downgraded“, wie man das auch nennt. Bei offiziellen Empfängen kann sich der EU- Botschafter jetzt in der Reihe der Diplomaten hinten anstellen. Die Wertigkeit einer Botschaft wird nämlich nicht gleich gesehen. Es gibt da einen Unterschied zwischen der Vertretung eines Nationalstaates und der Vertretung einer internationalen Organisation. In der EU stößt nicht nur diese Abwertung sauer auf, sondern auch die Tatsache, dass weder die EU- Außenbeauftragte, also in etwa die Außenministerin, noch der EU- Botschafter in den USA offiziell darüber informiert wurden. Es muss weh tun, so links liegen gelassen zu werden und zu sehen, wie wenig Bedeutung einem beigemessen wird und das auch noch von einem Präsidenten, den man schimpft und lächerlich zu machen versucht.
Die EU möchte nicht nur, dass diese diplomatische Abwertung wieder zurückgenommen wird. Sie würde natürlich auch gerne wissen, warum es überhaupt dazu kam. Ein möglicher Grund ist, dass Präsident Trump von der EU nicht allzu viel hält und auch Teile der US- Regierung bis hin zum US- Botschafter bei der EU die gleiche Einstellung haben. Sie würden lieber mit einzelnen EU- Staaten verhandeln, wenn es was zu verhandeln gibt und nicht mit Brüssel und die republikanische Regierung bevorzugt auch nationalistische und rechte Bewegungen innerhalb der EU. Das zeigt sich ja bei den Bemühungen des gewesenen Trump- Beraters und Strategen Steve Bannon, der die rechten Parteien in der EU zusammenführen will und dieses Ziel noch vor der Europawahl im Mai erreichen will. Es wird auch über einen anderen Grund spekuliert. Präsident Trump ist überzeugter Anti- Alkoholiker und als solchem sind ihm Alkoholisierte angeblich ein Dorn im Auge. Und da soll ihm beim NATO- Gipfeltreffen im vergangenen Sommer in Brüssel Junckers Ischias- Anfall nicht ganz geheuer gewesen sein. Und dann gibt es auch noch den schwelenden Wirtschaftskrieg zwischen den USA und der EU. Da hat zwar Juncker bei seinem Besuch in den USA eine Rücknahme der schon verhängten Strafzölle erreicht, aber auf Seiten der EU tut sich in dieser Sache seither nichts und davon sind die Amerikaner nicht begeistert.
Was auch immer der Grund für die Abstufung ist; das Selbstbewusstsein der EU- Leute ist angeknackst. Sie fühlen sich behandelt wie eine Lobby- Organisation und das sei doch wirklich weit unter ihrer Würde, sind sie überzeugt.