Das war´s mit dem Fasching; die närrische Zeit ist vorbei. Zumindest für ein knappes Jahr. Dabei war vieles, was jetzt so verbreitet wurde, ja wirklich nicht zum Lachen. Da war z. B. eine Nachricht aus Hamburg in den Medien, die es in sich hatte. Ein Kindergarten verschickte demnach ein Schreiben an alle Eltern mit dem Inhalt, dass bei der Kindergartenleitung Kostüme unerwünscht seien, welche für einen Teil der Gesellschaft verletzend sind. Nicht verletzend sein könnten; da wird gleich mit Behauptungen aufgewartet und als Beispiele werden Scheich und Indianer angeführt. Das waren einst auch wirklich gefragte Kostüme; der edle Rote namens Winnetou und auch seine anmutige Schwester und ein Scheich, womöglich mit ein paar reizenden Haremsdamen, war auf jedem Maskenball ein Hingucker. Diese Diskriminierung, diese Demütigung von Menschen anderer Rassen hat, der „political correctness“ sei es gedankt, endlich ein Ende. Nicht nur in Hamburg, nicht nur in Deutschland, sondern auch bei uns. Ja, auch bei uns sind die Moralwächter, die Korrektheitssoldaten, mit erhobenem Zeigefinger unterwegs um gnadenlos aufzuzeigen, was eine politisch korrekte Karnevals- oder Faschingsveranstaltung machen darf. Und wurden nicht schon sogar Umzüge abgesagt mit der Begründung, dass man die Gefühle von „Schutzsuchenden“ nicht verletzen wolle? War es nicht aber so, dass diese übertriebene Toleranz, diese Unterwürfigkeit gegenüber „Gästen“ so manches Mal sehr schlecht gedankt wurde?

Kinder und natürlich auch Erwachsene sollen (dürfen!) also nicht mehr als Indianer, als Scheich, als „Chineser“, als Afrikaner auftreten und wer weiß, was noch auf der Schwarzen Liste ist, ganz oben steht auf jeden Fall „blackfacing“. Wahrscheinlich alles, was nicht weiß ist bzw. alle, die keine Weißen sind. Ich habe zumindest noch nichts davon gehört, dass es politisch unkorrekt oder rassistisch wäre, sich bei einer Faschingsveranstaltung über ungeliebte Politiker mit entsprechender Maskierung zum Gaudium des Publikums lustig zu machen und diese Leute zu verunglimpfen. Als Beispiele fallen mir da ein paar Namen ein wie z. B. Trump, Orban, Salvini, Kurz, Putin etc. So wie diese Leute per Karikatur „hergerichtet“ werden (oder sollte man eher „hingerichtet“ sagen?), so lässt sich das auch per Maskierung im Fasching machen und die politisch Korrekten haben nichts dagegen einzuwenden. Es handelt sich ja zum einen um Weiße und zum anderen um keine Linken. Eigentlich ist das auch schon wieder diskriminierend. Mich wundert übrigens, dass ich aus derselben moralischen Ecke noch keine Vorwürfe wegen Sexismus oder Ähnlichem gehört habe gegen die Gardemädchen bei Faschingsveranstaltungen oder gar gegen den Karneval in Rio mit den berühmten Sambaschulen, bei denen die auftretenden Schönheiten ja gar nicht mit ihren Reizen geizen. Oder habe ich da was überhört?

Ja, Karnevalsgruppen, Büttenredner oder einfach Maskierte am Maskenball des örtlichen Sportvereins haben es heutzutage wirklich nicht mehr leicht. Als was darf man sich eigentlich noch verkleiden, was darf man noch sagen in Zeiten wie diesen? Sollen die Büttenredner den Wetterbericht zum Besten geben, sollen der Schlosser, der Bäcker, der Busfahrer, die Schneiderin aus der Nachbarschaft als Vorlage für die Verkleidung herhalten und das aber auch nur, wenn sie keinen Migrationshintergrund haben? Sich als „Moralapostel“ verkleiden funktioniert wohl auch nicht, weil man selten weiß, wer diese Leute sind.

Zum Lachen ist das wirklich nicht mehr.

P. S.: Was Toleranz bzw. Unterwürfigkeit betrifft: Ich war in Indien und in Pushkar z. B. war im Hotel, aber auch an öffentlichen Stellen, zu lesen, dass Indien ein konservatives Land ist und die Gäste sich an die Regeln und Traditionen dieses Landes zu halten haben. Es wird ersucht bzw. darauf hingewiesen, sich in der Öffentlichkeit nicht zu umarmen, sich an die Essensgewohnheiten zu halten etc. Da hat sich also der Gast an die lokalen Traditionen und Regeln anzupassen und nicht, so wie bei uns, der Einheimische an den Gast. Und es wird selbstverständlich akzeptiert.