Dass die österreichischen Gefängnisse überfüllt sind, ist schon lange bekannt. Bekannt ist auch, dass es für die insgesamt mehr als 8.600 oder gar fast 9.000 Häftlinge in den 28 österreichischen „Häfen“ zu wenig Personal gibt. Und ebenfalls bekannt ist, dass von allen Häftlingen weit mehr als die Hälfte keinen österreichischen Pass haben, also Ausländer sind. Und dass bei Häftlingen immer wieder Mobiltelefone, Drogen, Waffen entdeckt werden, mag mit dem Personalmangel zusammenhängen; genau so wie Übergriffe von Gefangenen gegen Mitgefangene, Justizwachebeamte und Betreuungspersonal. Wegen der Gesamtsituation in unseren Gefängnissen ist jetzt eine Gewerkschafterin mit einem Interview an die Öffentlichkeit gegangen, sie will mit diesem Aufschrei auf die Zustände aufmerksam machen. Sie betont aber gleich zu Anfang, dass die Sicherheit immer gewährleistet ist, dass sich niemand Sorgen zu machen braucht. Nur; so besonders glaubwürdig ist das nicht. Wie aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung hervorgeht, sind im vergangenen Jahr von Jänner bis Oktober in Österreich 180 Gefangene geflohen und 47 davon waren Anfang 2019 noch immer auf der Flucht. Und wenn in der Umgebung der Haftanstalt Asten bei Linz der Polizeihubschrauber wieder einmal die Umgebung absucht, kann man von der Suche nach einem getürmten Häftling ausgehen. Asten ist aber nicht irgendein Gefängnis. Dort sitzen auch geistig abnorme Rechtsbrecher im sogenannten Forensischen Zentrum und das sind keine Kleinkriminellen oder Leute, die Geldstrafen nicht bezahlten. Und auch von den geistig abnormen Rechtsbrechern sind welche verschwunden. In Asten sitzt übrigens die als „Eislady“ bekannt gewordene Estibalis „Esti“ C. ein, welche zwei Männer ermordete, zerstückelte und einbetonierte. Das Thema Sicherheit in österreichischen Gefängnissen sollte also nicht auf die leichte Schulter genommen oder schön geredet werden. Und wenn heute mehrere Gefangene bei einem Ausgang nur von einem einzigen Sozialarbeiter oder einer anderen Betreuungsperson „beaufsichtigt“ werden, darf man sich über Entweichungen nicht wundern.

Die Gefängnisse sind also überfüllt. So mancher Richter ist zwar bestrebt, mit seinen Urteilen was dagegen zu unternehmen, aber bis jetzt ist kein spürbarer Erfolg festzustellen. Es soll aber auch nicht sein, dass Strafen mehr oder weniger abgeschafft werden; das wäre ja auch eine Verhöhnung der Opfer. Es wurden auch schon andere Ideen in die Welt gesetzt. Vor ein paar Jahren wurde beispielsweise groß davon gesprochen, ausländische Straftäter ihre Haft in einem Heimatgefängnis absitzen zu lassen; gegen Bezahlung durch den österreichischen Staat. Diese Idee ist aber, so scheint es, still und leise (und erfolglos) wieder eingeschlafen. Aus der Sicht vieler Guter ist es nämlich nicht zumutbar, die in Österreich Gefangenen in ihrer Heimat ins Gefängnis zu stecken. Dort hätten sie zwar keine Sprachprobleme, könnten die heimatliche Küche genießen und Umgang nur mit Ihresgleichen pflegen. Und es käme dem österreichischen Staat billiger. Aber leider, leider. Der Standard der Gefängnisse entspricht nicht dem der österreichischen und die Behandlung wäre eventuell menschenverachtend oder diskriminierend. Somit muss zwangsweise die Frage gestellt werden: wollen wir nicht, dürfen wir nicht oder können wir nicht unsere ausländischen Gefängnisinsassen in heimatliche Gefängnisse überstellen? Und man könnte sie nach der Haft eventuell auch in ihrer Heimat lassen. Weil sie es verdient hätten, dass wir uns ihrer entledigen.