Beim ORF war er, bei n- tv, bei Puls- TV, Unternehmensberater war er und Buchautor, Chefredakteur und Herausgeber des „Kurier“ war er ebenfalls, der Herr Brandstätter. Eine Menge Stationen in der Medienwelt, in denen der studierte Rechtswissenschafter mehr oder weniger lang Halt machte. Und jetzt schlägt er ein neues Kapitel auf; er geht in die Politik. Die NEOS stimmten bei einer Mitgliederversammlung mit mehr als 90 Prozent dafür, Brandstätter als Listenzweiten hinter der Parteichefin Meinl- Reisinger in den Wahlkampf zu schicken. Die Neos spekulieren ja damit, als kleiner Koalitionspartner, als Beiwagerl sozusagen, in die nächste Kurz- Regierung zu kommen. Der Verständlichkeit halber: In die nächste Regierung unter Kanzler Kurz und nicht in eine Regierung von kurzer Dauer. Und da wurden sie anscheinend übermütig und meinten, mit einem prominenten Quereinsteiger würde dieses Ziel leichter zu erreichen sein. Aber wie sagt ein altes Sprichwort: „Wenn es dem Esel zu gut geht, dann geht er aufs Eis tanzen“. Und in dem Fall könnten die NEOS der Esel sein, denn Brandstätter ist als ÖVP- Hasser bekannt und er wird aus dem Grund nicht viele Stimmen bringen; er wird die Chance auf eine Regierungsbeteiligung minimieren oder sogar zerstören.
Und Herr Brandstätter hat eine übertriebene Selbsteinschätzung. Er denkt, so sagte er in einem Interview, oft an den deutschen Ex- Kanzler Kohl. Der, so sprach er weiter, bei schwierigen Entscheidungen an Papst Johannes XXIII dachte, der sich oft sagte: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig“. Das klingt so, als würde sich Brandstätter in seiner maßlosen Bescheidenheit mit diesem Papst vergleichen. Dazu fällt mir der Spruch ein: „Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochs noch lange nicht erlaubt“.