In Oberösterreich ist eine wirtschafts- politische Diskussion losgegangen; es geht um den Mühlviertler Granit. Ja, es stimmt, das Mühlviertel wurde immer als das „Granit- Land“ bezeichnet und auch in der Schule wurde das so gelehrt. Und jetzt kam jemand drauf, dass im öffentlichen Straßenbau chinesischer Granit verbaut wird, hat das breitenwirksam bekannt gemacht und jetzt, vor der Wahl, wird hitzig darüber diskutiert. Dabei ist das ein altes Thema. Die Politik ließ es schon vor Jahren, eigentlich vor Jahrzehnten zu, dass chinesischer Granit importiert werden durfte und die heimische Steinindustrie dadurch ruiniert wurde. Weil die importierte Ware so viel billiger war als heimische Ware. In der Folge wurden heimische Steinbrüche stillgelegt, Steinmetze wurden immer weniger und wurden ersetzt durch Verkäufer von in China gefertigter Steinfiguren, steinerner Gartenbänke etc. Ehemalige Steinbruchbetreiber wurden zu Groß- und Einzelhändlern chinesischer Waren.

Und jetzt soll, weil Wahlkampf ist, flugs alles anders werden? Jetzt kommt man plötzlich drauf, dass bei öffentlichen Aufträgen nur mehr etwa 15 Prozent der verbauten Granitsteine aus Österreich und die restlichen 85 Prozent importiert sind und jetzt soll das plötzlich umgekehrt werden? Jetzt soll es plötzlich keine Rolle mehr spielen, dass die Importware um das halbe Geld oder noch günstiger zu haben ist als einheimische Ware? Hat sich von den schlauen Köpfen eigentlich schon wer Gedanken darüber gemacht, ob eine massive Steigerung der Produktion eigentlich möglich wäre? Kann in noch bestehenden Steinbrüchen die Produktion um das Mehrfache gesteigert werden, gibt es mehr Steinbrucharbeiter? Neue Steinbrüche zu erschließen, wäre das nächste Problem; es würde an den notwendigen Bewilligungen scheitern. Woher soll also das Rohmaterial kommen? Neben den Arbeitern für die Steinbrüche, für eine Knochenarbeit, braucht man aber auch gute Steinmetze. Die es nicht mehr gibt. So ruck- zuck kann also nicht umgestellt werden auf Mühlviertler Granit. Es braucht den politischen Willen. Es braucht neue, zusätzliche Steinbrüche. Es braucht gutes Personal. Es braucht das öffentlich Bekenntnis, für heimische Ware doch wesentlich mehr bezahlen zu wollen als für Importware. Und es braucht Unternehmer, die sich „drübertrauen“.

In Zeiten wie diesen muss aber auch dazugesagt werden, dass diese Richtungsänderung kein Beitrag für Klima- und Umweltschutz ist.