In Österreich nimmt der Wahlkampf zur Nationalratswahl Ende September Fahrt auf. In der Öffentlichkeit, auf den Plakatwänden, ist es zwar noch relativ ruhig, aber im Fernsehen, beim ORF, auf krone. tv, auf Puls 4, auf ATV, auf oe24, da geben sich die Politiker die Türklinke in die Hand. Da gibt es ein sogenanntes TV- Duell, ein sogenanntes Sommergespräch oder wie die Sendungen alle heißen, nach dem anderen. Und hinterher, also nach dem TV- Duell, kommen dann die Fachleute zu Wort: Politik- Wissenschafter, Politikerberater, Zeitungsleute aus dem Politikbereich. Und die analysieren dann und beurteilen, wer besser abgeschnitten hat und warum. Auffällig – oder vielleicht auch nicht – ist bei diesen Fachleuten, dass so gut wie alle dem politischen Lager der Linken zuzuordnen sind. Vielleicht nicht auffällig deswegen, weil man die TV- Anstalten wie ORF, Puls 4 etc. als ausgeprägt linksorientiert und weniger als neutral einstufen kann, was die Moderatoren politischer Formate betrifft, wie man als TV- Konsument schnell mitkriegt. Wäre man boshaft, könnte man jetzt sagen: Da wird versteckte Wahlwerbung für das linke Lager betrieben. Erfahrungsgemäß schneiden die Kandidaten von der ÖVP und besonders von der FPÖ bei diesen Analysen eher schlechter ab. Auch die „Haus- und- Hof- Schauspieler“, die ihr künstlerisches Zuhause großteils beim ORF haben, viele Leute nennen sie auch die „Staats- Schauspieler“, schwärmen von der SPÖ, gründen im Wahlkampf Unterstützungskomitees, bauen bei ihren Auftritten politische Werbung für Links ein. Sich in diesen Kreisen zu Konservativ zu bekennen, erfordert Mut und ein dickes Fell, das zeigt sich im aktuellen Fall der Frau Hörbiger.

Auch in den Druckmedien gibt es jede Menge Artikel zu den und über die Parteien, deren Kandidaten, deren Programmen. Zusätzlich werden laufend die neuesten Umfragen veröffentlicht und kommentiert. Umfragen zur Wahl, aber auch zu speziellen Themen wie z. B. zum Ibiza- Video. Und die Wahl wird spannend. Zumindest, was den Kampf um den 2. Platz betrifft. Um den streiten sich SPÖ und FPÖ; die beiden liegen in Umfragen fast gleichauf. Einige Leute werden stinksauer sein und sich zugleich fragen, warum das Ibiza- Video keinen größeren Schaden bei der FPÖ angerichtet hat. Gut, der Langzeit- Parteichef Strache ist weg, aber die Partei hält sich relativ gut.

Die große Medienpräsenz hat für die Parteien einen kaum erwarteten positiven Nebeneffekt: Sie sparen sich viel Geld für Parteiwerbung. Die Parteien werden zwar vom österreichischen Steuerzahler ungefragt mit Geld überhäuft, aber Wahlbudgets werden bekanntlich trotzdem überzogen und seit Kurzem wurde bei Parteispenden der Hahn ein wenig zugedreht. Also werden die Parteien dankbar sein für die kostenlose Medienpräsenz. Ob sich der Aufwand in Stimmen niederschlägt, weiß man aber nicht.

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Horst Seehofer, ehemaliger bayerischer Ministerpräsident, sagte einmal: „Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden“.

Und Joseph „Joschka“ Fischer, ehemaliger deutscher Außenminister, behauptete einmal: „Wenn die Mehrheiten sich verändern, mag es eine andere Koalition geben. Aber es wird keine andere Politik geben. Dazu steht zu viel auf dem Spiel. Das wissen alle Beteiligten“.

Diese Ansicht vertrat schon Oscar Wilde. Er sagte: „Wenn Wahlen wirklich etwas verändern würden, wären sie schon längst verboten“.