Die Sondierungsgespräche zwischen ÖVP und den Grünen sind abgeschlossen, heißt es, und jetzt soll es an die Koalitionsverhandlungen gehen. Die Grünen beraten zumindest darüber. Da wird es vor allen Dingen auch um die Ministerien gehen, die die Grünen für sich beanspruchen werden. Dabei üben sie sich jetzt im Tiefstapeln und lassen offen, ob man für oder gegen Koalitionsgespräche sei. Dabei scharren sie doch schon in den Startlöchern, um so schnell wie möglich an die Macht und an die Futtertröge zu kommen. Dazu fällt mit ein Spruch von Tucholski ein, der einst sagte: “Sie dachten, sie wären an der Macht, dabei waren sie nur in der Regierung”. Dieser Spruch gilt allerdings auch für andere Parteien.
  Ja, Österreichs Grüne haben zur Zeit Oberwasser. Und sie haben auch ungefragt Schützenhilfe bekommen. Altbundespräsident Fischer ließ es sich – wieder einmal – nicht nehmen, seinen Senf dazu zu geben, dieses Mal eben zu den Regierungsverhandlungen, und sich als Wahrsager zu betätigen. “Meine Prognose ist, dass um Weihnachten herum die österreichische Regierung zum ersten Mal eine Regierung mit den Grünen sein wird”, orakelt er, nachdem er wahrscheinlich einen Blick in die Kristallkugel warf. Jener Heinz Fischer sagt das, dem schon sein Parteifreund Bruno Kreisky nachsagte, dass er sich immer vor Entscheidungen drückte.
  Jetzt also pusht er , dem der ÖVP- Chef Kurz zwar nicht “sein Fall” sei, die Grünen, der aber in Verbindung mit den Grünen für ihn zu ertragen wäre. Und auch ein grüner Politstratege, der seine Parteimitgliedschaft ruhend gestellt hat, wirbt massiv für eine türkis- grüne Regierung und vergisst auch nicht auf den Hinweis, dass Europa jetzt auf Österreich schaut. Dabei ist noch lange nicht sicher, dass für die Grünen das Koalitionsbett schon gemacht ist und selbst wenn sie es schaffen sollten in die Regierung zu kommen, gibt es keine Garantie auf Beständigkeit. Zu groß ist der Hass und die Abneigung einiger toleranzfordernder Grüner auf die ÖVP bzw. auf Kurz und “Einzelfälle” aggressiver und beleidigender Zurufe wie z. B. von Maurer, von Reimon, von Öllinger etc., die nicht vergessen sind, werden über kurz oder lang wieder kommen und auch die marxistische Orientierung der Wiener Vize- Bürgermeisterin wird irgendwann für Störfeuer sorgen.
  Entweder muss sich die ÖVP so verändern, dass sie keine ÖVP mehr ist – das gilt aber auch für die Grünen – oder es kann keine Koalition geben.