Vor 25 Jahren, im politisch- medialen Trommelfeuer der Intensiv- Werbung für einen EU- Beitritt, tat sich die damalige, der SPÖ zugehörige Europa- Staatssekretärin unter Bundeskanzler Vranitzky, Brigitte Ederer, besonders hervor. Fast schon legendär ist in dem Zusammenhang der „Ederer- Tausender“. Darunter ist das Versprechen der Frau Ederer zu verstehen, dass sich die Österreicher nach einem EU- Beitritt eintausend gute, lange schon nicht mehr existierende österreichische Schillinge -deren Beibehaltung ebenfalls versprochen wurde – ersparen würden, weil alles billiger werden würde. Dass die Volksabstimmung zugunsten eines EU- Beitrittes ausging, ist Tatsache. Tatsache ist aber auch, dass eigentlich alle von der Politik damals gemachten Versprechen wie z. B. bezüglich Schilling, Bankgeheimnis, Souveränität usw., gebrochen wurden.

Jetzt gab es aber eine Jubelmeldung: „Österreicher nach 25 Jahren in EU um 16 Prozent reicher“. So soll es das Wifo, das österreichische Institut für Wirtschaftsforschung, errechnet haben. Weil Österreich seine geografische Lage zu seinem Vorteil nutzen konnte, heißt es. Um 16 Prozent können sich die Österreicher heute mehr leisten, als wenn es keinen EU- Beitritt gegeben hätte. So soll es errechnet worden sein, wobei in dieser Rechnung aber sehr viel auf Annahmen und Schätzungen basieren muss. Und es musste eine Erfolgsmeldung werden. Allerdings ist bekannt, dass die Einkommensschere sich immer weiter öffnet und somit der Durchschnitt von einem 16- Prozent- Plus nicht unbedingt die Realität abbildet und trotzdem – auch wenn geschätzt und angenommen wurde – die Zahlen stimmen. Das ist in etwa mit dem saudummen Witz zu vergleichen, dass, wenn ich z. B. ein Bein im Feuer habe und das andere Bein in flüssigem Stickstoff, der rechnerische Mittelwert der Temperatur trotzdem einigermaßen erträglich ist.

Dass diese errechnete Kaufkraftsteigerung von 16 Prozent mit Skepsis und Misstrauen zu betrachten ist, zeigen auch Berichte über zunehmende Armut in Österreich und das steht in großem Widerspruch zur Jubelmeldung. Nicht nur Kinderarmut, die immer in den Vordergrund gestellt wird. Nein, da geht es auch um zunehmende Armut von Menschen, die einer Beschäftigung nachgehen oder von Menschen, die sich immer mehr der Armutsgrenze nähern. Erwerbsarmut nennt man das oder elegant mit dem englischen Begriff „working poor“ verschleiert. Und diese von Erwerbsarmut Betroffenen oder Bedrohten können über die 16 Prozent- Jubelmeldung nur ungläubig den Kopf schütteln oder voll Grimm die Faust im Sack ballen.

Im Durchschnitt wird die 16 Prozent- Meldung also gar nicht so schlecht aufgenommen.