In letzter Zeit ist Libyen täglich in den Medien vertreten. Libyen spielt ja schon lange eine Schlüsselrolle bei der illegalen Migration nach Europa, das heißt in die EU. In dem Zusammenhang ist auch zwangsweise immer wieder die Rede von organisierter Schlepperei, von „Seenotrettung“ durch NGO`s und ob die eventuell mit Schleppern zusammenarbeiten, von den Zuständen in libyschen Flüchtlingslagern. Kaum mehr die Rede ist hingegen davon, was zu diesen Zuständen führte. Das war der Krieg, bei dem 2011 EU- Staaten und NATO aus Libyen einen „Failed State“ machten und in dem der Langzeit- Herrscher Gaddafi getötet wurde. Und dieser „Failed State“ kam seither nicht zur Ruhe, es gibt Bürgerkrieg und Stammesfehden. Und Öl und Gas. Und somit sind schon wieder ausländische Mächte mit ihren Interessen im Spiel. Und damit die Sache noch verworrener wird, gibt es auch noch zwei Regierungen. Die sogenannte „Einheitsregierung“ mit Premierminister Sarradsch an der Spitze, die in Tripolis sitzt und dann die Gegenregierung des Abgeordnetenrates, die in Tobruk residiert und deren libysch- nationale Armee von General Haftar befehligt wird. Die sogenannte „Einheitsregierung“ wird auch von der EU anerkannt. Man muss sich aber fragen, ob die EU mit der Anerkennung dieser Regierung nicht „ein totes Pferd reitet“, denn diese Regierung hat keinen Rückhalt in der Bevölkerung und ihr Einfluss beschränkt sich auf Tripolis und Umgebung. Aber vielleicht ist der Premierminister offener gegenüber Forderungen der EU. Die Gegenregierung mit General Haftar beherrscht hingegen fast das ganze Land.

Jetzt hat sich der türkische Präsident Erdogan zum Retter Libyens erklärt, unterstützt die „Einheitsregierung“, hat Truppen nach Libyen verlegt, bei denen auch Milizen aus der syrischen Region Idlib dabei sind. Milizen, die von Syrien als Terroristen gesehen werden. Auch zu den Truppen der „Einheitsregierung“ gehören Milizen, Söldner und wer weiß was noch. Und angeblich wird Sarradsch aktiv von Italien unterstützt. General Haftar, der mit seinen Truppen vor den Toren von Tripolis steht, wird angeblich von Frankreich und Russland unterstützt. Und weil die „Einheitsregierung“ unter Druck steht, wurde jetzt über einen Waffenstillstand verhandelt. Und das UN- Flüchtlingskommissariat sagt jetzt, beide Seiten rekrutieren jetzt Flüchtlinge in den Lagern als Kämpfer gegen die jeweils andere Seite. Wahrscheinlich versprechen sie ihnen dafür ein Ticket in die EU.

Vor ein paar Tagen gab es in Moskau Gespräche über einen Waffenstillstand; die scheiterten. Jetzt wurde in Berlin verhandelt und Kanzlerin Merkel verkündete, dass die beiden Konfliktparteien versicherten, in den nächsten Tagen eine Waffenruhe einzuhalten. Es ist jedenfalls schon wieder ernsthaft die Rede davon, dass eine „Europäische Sicherheitstruppe“, also Soldaten aus EU- Staaten, einen eventuellen Waffenstillstand überwachen soll. Die „Einheitsregierung“ soll unterstützt werden, damit sie nicht umsonst anerkannt wurde. Vielleicht geht es aber um die Aufteilung der libyschen Ressourcen und man braucht dazu die „Europäische Sicherheitstruppe“. Dass diese geplante „Friedensmission“ aus dem Ruder laufen kann, dass es dann ähnlich zugeht wie in Mali oder Nigeria, davon spricht man natürlich nicht. Auch nicht darüber, dass die IS- Terroristen in Libyen angeblich wieder auf dem Vormarsch sind. Wenn das stimmt, könnten das jene Kämpfer sein, die aus Syrien evakuiert wurden, als die syrische Armee anrückte.

Die EU und im Besonderen Frankreich hat in Libyen das Chaos verursacht, hat auf den Krieg gedrängt und ihn begonnen. Und jetzt will sich die EU als Friedensapostel feiern lassen. Dabei steht die EU dem Problem Libyen eher hilflos gegenüber, vergleichbar mit Goethes „Zauberlehrling“, der letztendlich jammerte: „… die ich rief, die Geister, werd´ ich nun nicht los“.