Vor Jahrzehnten schon wurde auch in Österreich damit begonnen, in einigen Branchen mit billigen ausländischen Fachkräften zu arbeiten, z. B. bei der Abarbeitung von Aufträgen im Ausland mit billigen ungarischen, polnischen oder jugoslawischen Fachkräften. Dadurch konnten inländische Unternehmen billiger anbieten. Andere Leute sagten, dadurch wurde wesentlich mehr Gewinn lukriert. Die kleinen Unternehmen machten es dann den großen Firmen nach. Inländische Arbeitskräfte wurden aus Kostengründen – oder wegen des Gewinns – mehr und mehr verdrängt. Das war in Zeiten, als es noch genügend inländische Fachkräfte gab. (Heute gibt es da wie dort großteils nur mehr Arbeitskräfte.) Dazu kamen dann die Marktöffnungen, die auch heute noch von der EU massiv vorangetrieben werden; Stichwort Freihandelsverträge. Ausländische Produkte kamen zu konkurrenzlosen Preisen auf den heimischen Markt, hiesige Betriebe gingen in der Folge zugrunde. Das war z. B. in der Textilbranche der Fall. Übte jemand Kritik an diesem Mechanismus, dann hieß es: „Das ist die Globalisierung, da kann man nichts machen“. Dann wurde begonnen mit Auslagerung, im modernen Sprachgebrauch „outsourcing“ genannt. Die Fertigung von Teilen wurde ins billige Ausland vergeben; zur Gewinnmaximierung der großen Unternehmen, die in Hochpreisländern saßen, nur mehr zusammenbauten und die Produkte unter ihrem Markennamen verkauften. Für hiesige Unternehmen gut, für die Zulieferer weniger gut. Die wurden unter Druck gesetzt, mussten so billig wie möglich produzieren. Kostenintensive Lager wurden abgeschafft, geliefert wurden von den ausgelagerten Produktionen die benötigten Teile nach Bedarf, „just in time“. Die LKW`s auf den Autobahnen wurden zu rollenden Lagerhallen. Das ist einer der Hauptgründe für den extrem angestiegenen LKW- Verkehr und für die Umweltbelastung durch Abgase. Aber ist ja alles zum Wohle der Wirtschaft – und zum Wohle und zum Vorteil der Menschen, wie uns erklärt wird und wie es auch die EU sieht. Von der Auslagerung zur Gründung von Tochterfirmen in Billiglohnländern war es nur ein kleiner Schritt und wenn ein Konzern was auf sich hält, dann hat er weltweit Niederlassungen. Spart meist Steuern, schafft Zugang zu Förderungen und wirkt sich positiv auf den Konzerngewinn aus. Das ursprüngliche Versprechen, dass durch die Globalisierung die Armut abgeschafft wird, wurde allerdings bis heute nicht so richtig eingelöst.

In der Landwirtschaft, also in der Lebensmittelproduktion, lief es zum Teil ähnlich. Durch die sogenannten Weltmarktpreise, ermöglicht durch die offenen Märkte, wurden und werden viele heimische Bauern in oder an den Rand des wirtschaftlichen Ruins getrieben. Sie wurden zu „Almosenempfängern“ von Staat und EU, sind abhängig von Subventionen. Und pro Jahr sperren in Österreich im Schnitt 2.400 Bauern ihren Hof für immer zu, sie hören auf. Die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln ist in Österreich gewährleistet, wird versichert. Ziemlich sicher aber nicht, wenn es um österreichische Lebensmittel geht. Auch da geht es um Weltmarktpreise und um den billigsten Preis im Supermarkt.

Die Coronakrise weist uns erbarmungslos darauf hin, dass die Globalisierung auch ein Fluch sein kann. Durch die aus Gründen der Gesundheit notwendige Abschottung von Ländern sind die Lieferketten unterbrochen. Viele Firmen können in der Folge wegen fehlender Teile nicht mehr produzieren, die Menschen sind von Arbeit und Verdienst abgeschnitten. Und um die Versorgung mit Lebensmitteln gewährleisten zu können, braucht es Sonderregelungen für die LKW- Kolonnen an den Grenzen. Der Fluch der Globalisierung soll uns die Augen öffnen und zu einem Umdenken bewegen. Gleich nach dem Ende der Krise. Deren Höhepunkt aber, so fürchte ich, noch vor uns liegt “ Sagte nicht der Innenminister was von: „… Nachdenken über das, was noch kommt“.