Die Coronakrise ist schlimm, hat arge und sicher nachhaltige Auswirkungen auf die Gesellschaft und auf die Wirtschaft. Alleine in Österreich gibt es durch diese Krise hunderttausende Arbeitslose und Teilzeitbeschäftigte mehr. Viele Existenzen sind bedroht oder schon zerstört. Ganze Branchen, wie z. B. der Tourismus, stehen vor dem Ruin. Staaten werden sich zusätzlich enorm verschulden oder, wie z. B. im Falle Italiens, in die Nähe der Staatsinsolvenz kommen. Diese Krise wirft aber auch viele Fragen auf. Warum ist z. B. Europa so extrem betroffen, aber auch so unterschiedlich? Warum hat Italien von allen betroffenen Ländern weltweit die mit Abstand meisten Todesopfer, mehr als drei mal so viele wie China? In Italien gibt es pro 100.000 Einwohner bis jetzt 16,6 Todesopfer, in Österreich nur 0,77.
Durch die Krise werden aber auch viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, anders eingestuft. Bei europäischen Staaten kommt da die EU- Kommission bzw. die EU als Institution gar nicht gut weg, deren Agieren wird großteils als katastrophal eingestuft. Während viele EU- Staaten, mehr oder weniger jeder für sich, auf die sich abzeichnende oder schon vorhandene Krise reagierte, tat Brüssel nichts. Die Staaten verhängten Ausgangssperren oder vergleichbare Maßnahmen, schlossen die Grenzen, um die Bevölkerung zu schützen – und Brüssel kritisierte diese Maßnahmen als den Grundprinzipien der „Wertegemeinschaft“ widersprechend. Ja, die Haushaltsregeln wurden von der EU- Kommission gelockert. Aber an die hat sich ja eh fast niemand gehalten. Und die EU- Chefin, selbst eine Ärztin, hat eingestanden, dass das Coronavirus unterschätzt wurde. Und durch die Krise und in der Krise zeigte sich gerade im medizinischen Bereich sehr schmerzhaft die Abhängigkeit von China und anderen Billigproduzenten. Gerade bei Schutzmasken und Handschuhen, also eigentlich banalen Artikeln, war das der Fall. Absolute Mangelware; Länder stritten sich deswegen, hielten Lieferungen (im Transit!) für andere Staaten zurück. Dort, wo das Gesundheitssystem verstaatlicht wurde, rächt sich das in der Krise. Zu wenig Notfallbetten, zu wenig Beatmungsgeräte, zu wenig Personal – aber dafür viel mehr Tote. Dafür stimmte in den letzten Jahren der Profit für die Aktionäre des Systems und die Betreiber der Anstalten. Aus jetziger Sicht eine kriminelle Vorgangsweise.
Jetzt wird davon gesprochen, vieles wieder im eigenen Land zu produzieren, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern. Auch wenn die Produkte teurer werden. Da wird jetzt nicht nur von technischen Produkten gesprochen, sondern auch von Lebensmitteln. Zu befürchten ist aber, dass sich nach der Krise daran niemand mehr erinnern will. Und dass, gerade bei Lebensmitteln, wieder der billigste Preis den Markt bestimmt. Aber gerade bei Lebensmitteln, konkret bei Gemüse, ist es allerhöchste Zeit, dass Maßnahmen gesetzt werden. Die Bauern beklagen das Fehlen von tausenden Erntehelfern und die Erntesaison bei Salat beginnt. Soll der Salat in den Gewächshäusern verrotten und gleichzeitig Importware in den Geschäften liegen oder, noch schlimmer, „Artikel leider nicht verfügbar“ zu lesen sein? Und das, obwohl zehntausende potentielle Erntehelfer verfügbar wären.