Der österreichische Vizepräsident des EU- Parlaments, Herr Karas also, hat wieder einmal eine glorreiche Idee. Wenn es nach ihm geht, dann sollen nicht benützte Gebäude von EU- Einrichtungen für Corona- Kranke zur Verfügung gestellt werden. Die Rede ist da z. B. vom Helmut- Kohl- Gebäude in Brüssel, von nicht benützten Gebäuden in Luxemburg und Straßburg sowie einem Fuhrpark von etwa 100 Fahrzeugen. In Straßburg soll z. B. das Gebäude, in dem das EU- Parlament einquartiert ist, zu einem Notfallspital umgewidmet werden. Dieses Gebäude, so wie andere auch, ist ja deswegen frei, weil der „Wanderzirkus“ namens EU- Parlament sich anderswo aufhält. Das muss man sich ja durch den Kopf gehen lassen: Plenartagungen des EU- Parlaments finden in Straßburg statt, Sitzungen etwa der Fraktionen oder von Ausschüssen in Brüssel – und in Luxemburg befindet sich die Parlamentsverwaltung. Eine EU- Abgeordnete sagte dazu einmal: „Von Brüssel nach Straßburg pendeln wir ungefähr im Schnitt alle vier Wochen …“ Und da die Zugvögel aus dem EU- Parlament die Gebäude ja nicht mitnehmen, stehen logischerweise immer irgendwo welche leer, aber eigentlich nicht auf Dauer. Und diese sozusagen in Teilzeit leerstehenden Bauten sollen, wenn es nach Karas geht, für Corona- Kranke bereitgestellt werden. Das Straßburger Parlament eben als Notfallspital. Mit der ganzen Aktion soll symbolisiert werden: „Die EU ist für die Menschen da“.
Es ist natürlich nicht so, dass schon morgen die ersten Kranken in diesen Gebäuden behandelt werden können. So schnell schießen die Preußen und auch Herr Karas nicht! Das ist im Moment nicht mehr als eine zu Wort gewordene Idee. Das muss erst mit den verschiedensten EU- Institutionen , mit den Stadtverwaltungen und wer weiß mit wem noch aller durchgesprochen werden. Dann müssen die rechtlichen Möglichkeiten geprüft werden usw. Sollte wider Erwarten das alles positiv im Sinne der Karas- Idee durchgehen, dann kann mit Umbau und Einrichten begonnen werden, um vielleicht irgendwann so etwas wie ein brauchbares Notkrankenhaus hinzukriegen und vielleicht denkt irgendwer auch irgendwann an das notwendige Personal. Der zurückkehrende Wanderzirkus wäre bei dieser unausgegorenen Idee ganz sicher das kleinste Problem.
Die Chinesen schafften es zwar, in angeblich 10 Tagen ein Spital aus dem Boden zu stampfen, aber die EU ist nicht China und Herr Karas kommt mit seiner Idee auch mehr als reichlich spät daher und sie besteht aus einem großen Korb voll ungelegter Eier. Bis die ausgebrütet sind, ist die Krise vorbei. Die Idee war vielleicht wirklich ernst gemeint, aber sie ist eher ein PR- Gag.