Normalerweise bzw. zu normalen Zeiten trägt die EU einen ihrer wichtigsten Grundpfeiler, nämlich den freien Binnenmarkt, wie das Allerheiligste vor sich her. Dieser Binnenmarkt beinhaltet ja vier Freiheiten; den freien Personenverkehr, den freien Warenverkehr, den freien Dienstleistungsverkehr und den freien Kapitalverkehr. Und jetzt ist ganz plötzlich eine dieser vier besonderen Freiheiten weg. Nicht „einfach so“, sondern durch die Schuld des Coronavirus. Es ist dies der freie Personenverkehr. Die EU- Bürger sind plötzlich dazu verurteilt, im eigenen Land zu bleiben. Plötzlich (und Gott sei Dank) sind wir wieder Nationalisten, hängen wieder der „Kleinstaatlerei“ nach (oder nannte es der Bundespräsident anders?) Und das ist gut so, denn ansonsten gäbe es wahrscheinlich heute noch Corona- Tourismus kreuz und quer durch die EU. Durch den Verlust des freien Personenverkehrs humpelt die EU, bildlich gesprochen, jetzt auf drei Beinen daher, ist also ziemlich lädiert. Es ist aber auch der Dienstleistungsverkehr einigermaßen eingeschränkt worden, parallel zum Personenverkehr.
Nachdem die EU- Staaten, jeder für sich, den Kampf gegen das Coronavirus auf seine Art aufnahm, blieb Brüssel nur die Zuschauerrolle. Die Kommission bot zwar vor langer Zeit einmal an, den gemeinsamen Kauf von medizinischen Gütern und Schutzartikeln wie Masken etc. zu übernehmen, aber daraus wurde nichts. Und jetzt wurde über Geld verhandelt. Aber trotzdem wurde die Coronakrise nicht nur zur Herausforderung für die EU- Staaten, sondern auch zum Stresstestfür die EU. Nachdem sich die EU- Finanzminister nach langen Verhandlungen auf ein Hilfspaket in der Höhe von 500 Milliarden Euro geeinigt haben, scheint wieder Einigkeit zu herrschen. Diese 500 Milliarden sind für gefährdete Staaten, Firmen und Jobs gedacht, die Diskussion über die umstrittenen „Corona- Bonds“ wurde vertagt. Mit dem Hilfspaket kommen auch Kreditzusagen des Euro- Rettungsfonds ESM von bis zu 240 Milliarden zum Tragen. Jenes Rettungsfonds ESM, mit dessen Unterzeichnung sich Österreich dazu verpflichtete, für 19,48 Milliarden Euro zu haften, wenn es drauf ankommt. Und in den gleich einmal etwa 2 Milliarden eingezahlt werden mussten.
Nutznießer des Hilfspaketes dürften in erster Linie die hoch verschuldeten und von Corona schwer getroffenen Länder wie Italien, Spanien und Frankreich sein.