Während sich die Regierungsparteien ÖVP und Grüne weiterhin selbst loben und preisen und beweihräuchern, nimmt die Kritik gegen sie und ihre Vorgangsweise in der Coronakrise und ihr Umgang damit massiv zu. Die Oppositionsparteien, von der Regierung unbeachtet beiseite geschoben, haben ihren Schulterschluss mit Türkis und Grün längst aufgekündigt und zeigen die aus ihrer Sicht gravierenden Fehler, Mängel und Irrtümer der Regierung in Sachen Krisenmanagement auf. Der ORF, lange Zeit vermutlich wegen der Grünen in der Regierung eher zurückhaltend, hat ebenfalls diese Rücksicht aufgegeben und bringt Türkise wie Grüne bei Interviews in Verlegenheit, stellt sie bloß. Einzig der Großteil der Printmedien ist noch auffällig regierungsfreundlich eingestellt, hält sich mit Kritik ziemlich zurück. Und zunehmend lassen auch Privatpersonen ihrer Unzufriedenheit freien Lauf. Im Internet mehren sich „Wutvideos“ und „Wutreden“ enttäuschter Bürger. Meist sind das Selbständige, Kleinunternehmer, Freiberufler. Sie beklagen, wie sie trotz vollmundiger Versprechen der Regierung bis jetzt durch den Rost gefallen sind, nichts oder fast nichts an Staatshilfe bekommen. Und das trotz Ankündigungen wie „… koste es, was es wolle“ oder „wir lassen niemanden zurück“ oder dass unbürokratisch und schnell geholfen werde.
Einer der massivsten und auch einer der am häufigsten vorgebrachten Vorwürfe geht dahin, dass die Regierung blitzartig das alte Epidemiegesetz änderte und dann die Einschränkungen betreffend Coronavirus verordnete. Durch diese Gesetzesänderung haben viele Leute jetzt keinen Anspruch mehr auf finanzielle Entschädigungen für Verluste, die sie durch die Coronavirus- Einschränkungen erlitten. Ansprüche, die sie nach dem ursprünglichen Epidemiegesetz gehabt hätten. Gerade beim sogenannten Härtefallfonds zeigen sich – gewollt oder nicht gewollt, sei dahingestellt – zunehmend Schwächen, fallen viele durch den Rost, bekommen keine oder zu wenig Unterstützung oder es dauert viel zu lange. Vieles an „Soforthilfe“ ist zu aufwändig, zu bürokratisch, von den Antragstellern allein kaum durchschaubar.
Zur Kritik und zu den Vorwürfen rund ums Geld und um Entschädigungen gibt es aber auch generelle Vorwürfe rund um die Coronakrise, die jetzt lauter werden. Da wird z. B. nicht nur in Österreich, sondern auch im Ausland Kanzler Kurz vorgeworfen, gezielt Angst vor dem Coronavirus geschürt zu haben. Da gibt es den Vorwurf, dass einerseits in Corona- Hotspots die Wirtschaft geschützt und unbedingt notwendige Schutzmaßnahmen verzögert wurden und andererseits ein österreichweiter Shutdown, ein Herunterfahren der Wirtschaft auf ein gerade noch vertretbares Minimum angeordnet wurde. Ein Herunterfahren mit wirtschaftlichen Folgen, die noch gar nicht zur Gänze absehbar sind; bis jetzt sind etwa 1,2 Millionen Menschen in Kurzarbeit und mehr als 600.000 Menschen arbeitslos. Ein Herunterfahren, welches in diesem Ausmaß nach Meinung von Fachleuten aus Wirtschaft und Medizin nicht nötig gewesen wäre. Dass die österreichische Wirtschaft durch die Corona- Pandemie langfristig schwer geschädigt wird, steht außer Frage. Dass an den wirtschaftlichen Folgen nicht nur Österreich, sondern auch das Ausland – Beispiel Tourismus – beteiligt ist, steht auch außer Frage. Und dass alle finanziellen Folgen vom Steuerzahler zu tragen sind, steht ebenfalls außer Frage; dafür kommt nicht „der Staat“ auf und auch nicht „die Regierung“. „Der Staat“ sind wir alle und in dem Fall alle Steuerzahler und „die Regierung“ hat selbst kein Geld, die kann nur das Geld der Steuerzahler mehr oder weniger korrekt verteilen (und daran scheitert es momentan). Denn das Geld fällt nicht vom Himmel und es wächst auch nicht auf Bäumen. Und Geld nach Bedarf und nach Belieben drucken, funktioniert auf Dauer auch nicht.