Der einstige DDR- Chef Erich Honecker sagte einmal: „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“. Wie man seit mehr als 30 Jahren weiß, wurde der Lauf des Sozialismus denn doch gestoppt und Honeckers Feststellung erwies sich als falsch. Heute wäre in der EU die Antwort auf eine Frage wichtig, um von einem falschen Pfad weg zu kommen. Die Frage lautet in etwa so: Wie hält man den EU- Erweiterungswahn in seinem Lauf zum Wohle seiner Mitglieder dauerhaft auf? Die EU ist ja unbelehrbar; störrisch wie Ochs und Esel. Die letzte Erweiterung wurde hinterher, als der Fehler schon passiert war, als „verfrüht“ eingestanden und erklärt, dass es „ein Fehler“ war. Die damals Aufgenommenen stehen auch heute noch des Öfteren in der Kritik. Anscheinend sind sie noch immer nicht reif, in der „Tafelrunde der Edlen“ Mitglied zu sein. In der Zwischenzeit gab es die Wirtschafts- und Finanzkrise, von der auch die EU ganz kräftig durchgebeutelt wurde und dann gab es die internen Finanzprobleme wie z. B. mit Zypern, mit Griechenland, mit Spanien, mit Irland etc. und in all den Jahren wurden die „in Stein gemeißelten“ Regeln der EU von max. 3 Prozent Defizit und max. 60 Prozent Staatsschulden vom Großteil der EU- Staaten lächelnd in den Boden gestampft – und aus Brüssel war deswegen nicht groß was zu hören. Von Brüssel wurden hingegen die nächsten Regeln zerbröselt, indem mehr oder weniger offen Banken oder gar Staaten „gerettet“ wurden – die erst mit der Zwangsjacke namens Euro in Schieflage gerieten. Typisches Beispiel ist Griechenland. 2011 betrug die Staatsverschuldung mehr als 180 Prozent des BIP. Dann wurden – angeblich – hunderte Milliarden Euro an „Griechenlandrettung“ hineingebuttert. Dann kam irgendwann der Ruf: „Griechenland ist gerettet!“ Und 2018, ein paar Jahre nach der „Rettung“, betrug der Schuldenstand der Hellenen fast 185 Prozent des BIP; also mehr als vor der Rettung. Andere Länder machten mit dem bzw. wegen des Euro ähnlich schlechte Erfahrungen. Das Geld für die diversen „Rettungen“ kam, wie könnte es anders sein, hauptsächlich von den angeblich noch „gesunden“ und „reichen“ Mitgliedsstaaten, den Nettozahlern.
Im Moment ist zwar keine Rede davon, die Eurozone zu erweitern, aber die EU- Erweiterung wird vorangetrieben. Dass wegen der Coronakrise die EU Finanzprobleme hat, und zwar für Jahre, spielt keine Rolle. Erweitert muss werden! Österreichische Regierungsmitglieder preschten jetzt vor (oder wurden sie von Brüssel geschickt?); die Europaministerin und der Außenminister tingelten durch die Erweiterungskandidaten- Länder Albanien, Serbien und Kosovo. Gerade der Kosovo ist ein Problemfall, es gibt laufend Streitereien mit Serbien, die den Kosovo als autonomen Teil Serbiens sehen. Seit mehr als 20 Jahren, also seit Bestehen des Kosovo, sind internationale Truppen der UNO, der NATO, der EU – auch von Österreich – im Kosovo stationiert, um für Ordnung zu sorgen. Solche Länder sollen in die EU, solchen Ländern wird EU- Reife bescheinigt? Dass in diesen Ländern alle Arten von Kriminalität stark vertreten sind, ist auch kein Geheimnis. Aber wie unsere Europaministerin sagte: Die Balkanländer „brauchen Perspektive“. Und da am Balkan ein „geopolitischer Wettlauf“ im Gange ist, ist Beitrittsreife bedeutungslos geworden. Deshalb ist zu befürchten, dass der Beitritt dieser drei Kandidaten bald durchgedrückt wird. Und ja; die restlichen Balkanstaaten scharren ebenfalls in den Startlöchern, wollen ansetzen zum Galopp in die EU. Und irgendwann wird der Spruch von Scholl- Latour zum Tragen kommen, der einst sagte: „Wer halb Kalkutta aufnimmt, rettet nicht Kalkutta, sondern der wird selbst Kalkutta“.
Spätestens dann wird das Interesse an einer EU- Mitgliedschaft von selbst schwinden.