Im ersten Halbjahr 2020 gab es in Österreich um 600 Insolvenzen weniger als im ersten Halbjahr 2019. Das ist aber kein Grund zu jubeln, sagen Fachleute. Der Gläubigerschutzverband KSV 1870 schreibt nämlich, wie jetzt berichtet wurde, einen Brief an die Regierung. Darin heißt es, dass die Regierung mit ihren Maßnahmen die Insolvenzwelle verzögere und dadurch der ganzen Wirtschaft schade. Und es heißt dazu: „Nur weil weniger Insolvenzen angemeldet werden, heißt das nicht, dass weniger Unternehmen zahlungsunfähig sind“. Durch Verlängerung der Frist, einen Insolvenzantrag stellen zu müssen sowie durch staatliche Förderungen und Unterstützungen und durch Stundung von Abgaben an Krankenkassen und Finanzamt werden die Insolvenzen verschleppt und der Schaden vergrößert – und keine Arbeitsplätze gerettet. Da kommt wieder einmal der alte Spruch zum Tragen, der da lautet: „Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht“.

  Als der neue Nationalbank- Gouverneur Prof. Dr. Robert Holzmann zu Beginn der Corona- Krise davon sprach, dass mit staatlichen Maßnahmen nur gesunde Firmen gerettet werden sollen und keine „Zombiefirmen“ und dass es ein Fehler sei, wegen Corona das Insolvenzrecht zu ändern, war der Teufel los. Am meisten ereiferte sich der Finanzsprecher der SPÖ, der in einer Aussendung schrieb: „Jeder Tag, an dem Holzmann Österreich vertritt, ist ein Schaden für Österreich, … sicher ist aber, dass der Reputationsschaden für Österreich groß ist“. Nun; der KSV von 1870 bestätigte jetzt, dass der Nationalbank- Gouverneur, ein Wirtschaftswissenschaftler, richtig lag und durch die Regierungsmaßnahmen der Schaden vergrößert wurde bzw. wird. Aber man kann doch nicht einem der FPÖ zuzurechnenden Fachmann recht geben, das geht doch nicht. Da blamiert man sich lieber.