Lange Zeit war es jetzt ruhig rund um die „Ibiza- Affäre“; zu ruhig eigentlich. Man konnte sich auch nur wundern über die Justiz. Oberflächlich gesehen konnte man meinen, deren Aktivitäten in dieser Sache seien mit dem Begriff „Tatenlosigkeit“ am besten definiert. Naja; angeblich wurden die Handys einiger Leute ausgelesen. Fast eineinhalb Jahre nach dem Ibiza- Skandal. Und das, obwohl ein mittlerweile fast vergessener Übergangsminister sagte, der „Ibiza- Skandal“ sei „ein wahnsinnig großer, wahrscheinlich einer der spannendsten Kriminalfälle der Zweiten Republik“. Und trotzdem wird der Eindruck erweckt, dass viele „unschuldsvermutete Verdächtige“ völlig unbehelligt ihr Leben genießen. Selbst die „falsche Oligarchin“ scheint nicht auffindbar zu sein und ein paar Leute, sie werden Journalisten genannt, sonnen sich immer noch ob ihres fragwürdigen Erfolges, die „Ibiza- Bombe“ zum Platzen gebracht zu haben und für den Zusammenschnitt von 7 Stunden auf ein paar Minuten zuständig gewesen zu sein. Ein Untersuchungsausschuss wurde zelebriert und wird in Kürze fortgesetzt.Das berühmte 7 Stunden- Video bekam dieser Ausschuss aber immer noch nicht zu sehen und für die Öffentlichkeit gab es bisher auch nicht mehr als die sattsam bekannten drei oder vier Minuten des illegalen „Gesamtkunstwerks“ zu sehen.

Und plötzlich geht es Schlag auf Schlag. Der „Star“ in der Hauptrolle im Ibiza- Video, H.- C. Strache, veröffentlichte Abschriften aus dem Protokoll der Ibiza- Gespräche und das, kurz bevor eine Gemeinschaftsarbeit von „Profil„, „Standard“ und „ZIB2“ veröffentlicht wurde. Herr Klenk vom Wiener „Falter“ und die beiden ehrenwerten Herren von der „Süddeutschen“ werden vermutlich nicht gar so begeistert sein von der Veröffentlichung von Strache und wahrscheinlich auch nicht die Herrschaften von den drei genannten Medien. Jetzt ist nämlich der Beweis da, dass mit dem zusammengeschnittenen Kurzvideo (eine Scherzfrage: Hatte Kurz auch was damit zu tun?) in der Länge von ein paar Minuten ganz besonders Strache so schlecht wie irgendwie möglich dastehen sollte, es sollte ganz bewusst ein möglichst falsches Bild von ihm entstehen. Es ist allerdings auch verständlich, dass er selbst einen möglichst positiven und glaubwürdigen Eindruck von sich hinterlassen will.

Ob irgendwann die Justiz auch noch zu einem großen Schlag ausholt und sich einige scheinbar unverdächtige Verdächtige greift, kann man jetzt nur im Kaffeesud oder aus der Glaskugel lesen. Das Interesse an einer umfassenden Aufklärung, die diesen Namen auch verdient, scheint aber nicht besonders groß zu sein. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass Politiker anderer Parteien vielleicht was zu verbergen haben (Stichwort: Festplatten schreddern) und dass viele Politiker der FPÖ und auch Strache alles mögliche wünschen, nur nichts Gutes. Und durch die von Strache selbst bzw. von seinem Anwalt veröffentlichten Abschriften aus dem Ibiza- Video wird die Wien- Wahl ganz sicher ein bisschen spannender. Seine Gegner verhelfen ihm ungewollt zu einigen Stimmen; das ist sicher.

P. S.: Die ganze Abschrift des Ibiza- Videos umfasst angeblich 190 Seiten, von denen 160 ganz oder teilweise geschwärzt sind. Und warum ist das so? Weil kein öffentliches Interesse am geschwärzten Teil bestehen soll? Wer´s glaubt, wird selig.