Am 22. August wurde der „Internationale Tag zum Gedenken an die Opfer von Gewalt aufgrund von Religion oder Glauben“ begangen. Eine etwas sperrige Bezeichnung für einen Gedenktag, der zudem heuer erst zum zweiten Mal begangen wurde. Auch mir war dieser Gedenktag, ich muss es gestehen, nicht bekannt. Ich habe eben erst davon erfahren. Und jetzt ganz ehrlich: Wer hat von diesem Gedenktag schon gehört? Ende Mai 2019 wurde bei der UN- Generalversammlung eine Resolution verabschiedet, bei der dieser Gedenktag für den 22. August festgelegt wurde. Eingebracht wurde der Resolutionsvorschlag von Polen. Am ersten Gedenktag, also im vorigen Jahr, gab die damalige „Hohe Vertreterin“ der EU, Federica Mogherini, im Namen der EU anlässlich dieses Gedenktages eine Erklärung ab. Sie sagte da unter anderem: „… würdigen wir alle Menschen in der ganzen Welt, die aufgrund ihrer religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen ihr Leben verloren haben oder Übergriffen ausgesetzt waren. Die Verfolgung aufgrund der Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zu einer Religion oder Glaubensgemeinschaft stellt eine Verletzung des Völkerrechts dar und muss durch gemeinsame Anstrengung bekämpft werden …“ (Laut UN- Bezeichnung bezieht sich der Gedenktag aber auf „Religion oder Glauben“ und nicht auf „weltanschauliche Überzeugungen“.) Hat von dieser Erklärung jemand etwas vernommen? Ich auch nicht. Die EU mischt sich zwar weltweit in alle möglichen und unmöglichen Sachen ein und beruft sich dabei häufig auf die Charta der Grundrechte der EU oder auf eine UN- Charta oder auf wer weiß was sonst noch. Es ist aber so gut wie nichts davon wahrzunehmen, dass sie sich für die Religionsfreiheit für Christen weltweit stark macht. „Falsche“ Regierungen, „falsche“ Präsidenten oder Regierungschefs, „falsche“ Oppositionskräfte, Regierungsgegner oder Extremisten werden fast weltweit verdeckt oder auch offen bekämpft, auch fern der Heimat. Da geht es aber um Politik und wirtschaftliche Interessen und nicht um Religion.

Es dürfte der EU aber sicher auch bekannt sein, dass die Christen – also nicht nur die Katholiken oder die Protestanten – weltweit am meisten wegen ihres Glaubens verfolgt und diskriminiert werden. Es sind natürlich auch jene Länder bekannt, in denen Christen den größten Gefahren ausgesetzt sind, in denen es keine Kirchen gibt und keine Priester und wo man sich als Ausländer wegen eines schlichten Kreuzes an der Halskette die größten Probleme einhandeln kann. Und da das Christentum in der EU – noch – die größte Glaubensgemeinschaft ist und die EU- Politiker gerne und oft von den „Werten“ reden, wäre es doch angebracht, zumindest an diesem Tag die christlichen Werte zu verteidigen und offene Worte an die Feinde des Christentums zu richten. An jene, für die die Christen nur „Ungläubige“ sind, die es zu bekämpfen gilt. Es wäre aber auch angebracht, wenn sich Regierungen und Präsidenten dazu äußern und nicht nur Glückwünsche zu Feiertagen anderer Religionen übermitteln würden. Immerhin wurde dieser Gedenktag von der UNO eingeführt.

Die EU wird im religiösen Bereich nur aktiv, wenn bei irgendwas vermutet wird, es sei antisemitisch, oder wenn der Verdacht besteht, dass der Islam herabgewürdigt wird. Da spielt es dann auch keine Rolle, dass durch diesen Eingriff gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung verstoßen wird. (Der christliche Glaube genießt in der EU diesen intensiven Schutz nicht.) Dabei hat Semitismus und somit auch Antisemitismus genau genommen nichts mit Religion zu tun. Bei Wikipedia heißt es z. B.: „Als Semiten werden (historische) Völker bezeichnet, die eine semitische Sprache sprechen und sprachen … Semitische Sprachen sprechen insbesondere Araber, Israelis, Aramäer, Malteser …“ So gesehen sind z. B. Araber Semiten.