Kanzler Kurz hielt letztens seine von vielen Menschen mit Spannung und Neugier erwartete Rede „an die Nation“ zur aktuellen Lage; die Spannung und Neugier wurde ja ganz gezielt von guten Strategen erzeugt. Die Rede stand dann, einem guten und fürsorglichen Staatsmann entsprechend, unter dem Motto: „Fürchtet euch nicht“. Nach einem kurzen Hinweis auf die bisher herausfordernde Zeit des heurigen Jahres kam dann gleich die erlösende Nachricht: Es ist Licht am Ende des Corona- Tunnels zu sehen. Es sei „sehr wahrscheinlich, dass die Coronakrise kürzer andauern wird, als viele Experten ursprünglich zu Beginn der Pandemie vorhergesagt haben“, ließ uns der Kanzler Hoffnung schöpfen für den Rest des verkorksten Jahres und für nachher. Die „Zweite Welle“ scheint also offiziell abgesagt worden zu sein. Der nächste Sommer könne – und solle – schon wieder ein normaler Sommer werden, ließ der Kanzler wissen. Na, hoffentlich nach der alten, gewohnten Normalität und nicht nach der von ihm einmal angedrohten „neuen Normalität“, was immer auch dahinter versteckt gemeint war. Vielleicht meinte der Kanzler mit der „neuen Normalität“, dass sich die Menschen an jede Menge rechtlich nicht gedeckter Maßnahmen gewöhnen müssen, wie sich ja schon zeigte, und die Menschen mit speziellen Apps z. B. immer gläserner und transparenter werden sollen. Weil es so gewollt und geplant ist. Dass antidemokratische und den Bürgerrechten widersprechende und sie beschneidende Maßnahmen unter dem Motto verkauft werden: Seid beruhigt und macht euch keine Gedanken; es ist ja alles zu eurem Wohle. Zur Coronakrise hatte der Kanzler relativ viel zu sagen.

Mir fällt dazu auch einiges ein. Ganz am Anfang war vom Kanzler selbst zu hören, dass der Mund- Nasen- Schutz, allgemein als Maske oder auch als Maulkorb bezeichnet, für nichts nützt, eventuell sogar schadet. Diese Meinung vertreten auch heute noch Mediziner, Virologen etc. und trotzdem leben wir längst mit der Maskenpflicht und kann es bei Missachtung empfindliche Strafen geben. Es konnte auch empfindliche Strafen geben, wenn sich während des „Lockdown“ jemand im Freien aufhielt. Es gab ja „de- facto- Ausgangssperren“.Dass sehr viele der deswegen verhängten Strafen von Gerichten als rechtswidrig eingestuft wurden, ist ein bemerkenswertes Aha- Erlebnis. Jetzt jedenfalls wird ein Anstieg der Infektionszahlen im kommenden Herbst und Winter auch deshalb befürchtet, weil die Menschen dann mehr in den eigenen vier Wänden bleiben werden. Hervorgehoben wurde natürlich auch, dass Österreich die Krise bisher sehr gut meisterte. Eh klar; dadurch wurde die Richtigkeit der Maßnahmen bestätigt.

Eingegangen wurde in der Rede natürlich auch auf den bisherigen wirtschaftlichen Schaden durch die Corona- Maßnahmen und dass heuer ein Wirtschaftseinbruch von etwa 7 Prozent erfolgen wird. Die gute Nachricht folgte aber gleich hinterher: „Nächstes Jahr kehrt das Wachstum zurück …“ Dazu sollen auch die Rettungspakete, die die Regierung schnürte, beitragen („… koste es, was es wolle …“) und die EU. Die zu loben ist natürlich Pflicht. Apropos Kosten: Nicht eingegangen wurde vom Kanzler auf die finanziellen Forderungen, wie z. B. „Konsumschecks“ für alle Bürger, die jetzt von allen Seiten ertönen, auf die Kosten der Rettungspakete, auf die gewaltigen Steuerausfälle und die extrem gestiegene bzw. steigende Staatsverschuldung. Dass dies alles der Steuerzahler übernehmen und zurückzahlen muss, sollte eigentlich allen klar sein. Das dämpft die angeblich rosigen Zukunftsaussichten, denn da wird was kommen.