Dieser Tage wurde der Integrationsbericht für das Jahr 2019 präsentiert. Grund zum Jubeln gibt es dabei für keine unserer Parteien. Gravierende Änderungen wird es aber, wie man längst aus Erfahrung weiß, wieder nicht geben. Beim Integrationsbericht geht es ja vordergründig um die Zahl jener in Österreich lebenden Menschen, die im Ausland geboren wurden – das sind 1,53 Millionen – und um die Zweite Generation, die schon in Österreich geboren wurden und das sind 542.000. Das ergibt in Summe 2,07 Millionen. Davon kommen 1,24 Millionen aus sogenannten Drittstaaten wie dem ehemaligen Jugoslawien (außerhalb der EU), der Türkei, Afghanistan, Syrien, Tschetschenien, afrikanische Staaten usw. und der Rest kommt aus EU- Staaten. Fast jeder vierte in Österreich lebende Mensch hat also Migrationshintergrund, wie es so heißt. Eigentlich sollten da auch jene Menschen mit ausländischen Wurzeln noch dazu gezählt werden, die zwar einen österreichischen Pass haben, sich aber dem Herkunftsland ihrer Großeltern zugehörig fühlen.
Die ÖVP hat, vielleicht auch wegen der bevorstehenden Wien- Wahl, wegen der Gesamtzahl und auch wegen der Probleme bei der Integration der Migranten in Österreich keinen Grund zum Jubeln. Die Integrationsministerin betonte, dass wir kein Chinatown, kein Little Italy und auch keine Pariser Banlieues brauchen, was Parallelgesellschaften betrifft – wobei der Vergleich hinkt. Von den bei uns lebenden Italienern z. B. ist nicht zu befürchten, dass sie eine Parallelgesellschaft bilden. Diese Gefahr ist bei anderen Ethnien viel größer bzw. gibt es diese Parallelgesellschaften längst und die verschwinden auch nicht wieder mit wegschauen und bestreiten. Da legte die Integrationsministerin nach und meinte: „Wir wollen hier keine Afghanen- Viertel“. Man muss aber schon so ehrlich sein und eingestehen, dass kein Land in der EU so großzügig ist wie Österreich bei der Gewährung von Asyl oder anderer Aufenthaltstitel und kein Land der EU, auf die Einwohnerzahl gerechnet, so viele Asylwerber und Migranten aufgenommen hat wie Österreich. Die heute bejammerten Parallelgesellschaften und die Integrationsprobleme insgesamt sind also ein von den österreichischen Regierungen geschaffenes Problem.
So ziemlich das größte Problem, da sind sich alle Parteien einig, ist die Bildung. Der Bildungsbereich wurde als „Baustelle der Integration“ bezeichnet, denn zwei Drittel der Kinder mit Migrationshintergrund kommen in der Schule beim lesen nicht zurecht. Das ist aber kein neues Phänomen, sondern schon ein alter Hut und wenn man die PISA- Ergebnisse hernimmt, gibt es nicht nur beim lesen Probleme. Das dürfte aber nicht verwundern, wenn man weiß, dass an Schulen in den österreichischen Städten, speziell in Wien, schon mehr als drei Viertel der Schüler Deutsch nicht als Umgangssprache haben, also außerhalb der Schule nicht Deutsch sprechen. Das wirkt sich nicht nur auf das Lesen aus. Da die Eltern mehr in die Pflicht nehmen, ist ein frommer Wunsch auf Besserung. Wie sollen die etwas verbessern können, wenn sie selbst ein Bildungsdefizit und fehlende Deutschkenntnisse aufweisen? Die Bildung ist aber nicht die einzige „Integrations- Baustelle“. Da kommt dann noch die Arbeitsmarkt- Situation dazu. In Österreich sollen auch die Frauen am Arbeitsmarkt aktiv sein. Von den 2015 gekommenen Syrerinnen sind es bescheidene 13 Prozent, von den Afghaninnen gar nur 11 Prozent, die bisher einen Job haben oder hatten. Bei den syrischen Männern sind es immerhin 57,5 Prozent, bei den Afghanen jedoch auch nur 38,5 Prozent, die einen Arbeitsplatz haben oder hatten und bei den Tschetschenen z. B. schaut es ebenfalls düster aus. Das heißt, der Arbeitsmarkt ist auch eine Integrations- Großbaustelle. Das sind eben die eigentlich vorhersehbaren Folgen der Massenzuwanderung. Diejenigen unter den Politikern, die 2015 lauthals jubelten über die Massen an Österreich beglückenden hoch motivierten und sehr gut ausgebildeten Fachleuten bestreiten schon lange, jemals so etwas gesagt zu haben.
Und wenn jetzt Parlamentarier aufstehen und höhere Löhne für Migranten fordern und in den Schulen gemeinsame Lernräume statt einer Trennung der Kinder wollen oder „Chancengerechtigkeit und Partizipation ins Zentrum der Integrationspolitik“ stellen wollen, weil fast ein Drittel der in Wien lebenden Menschen nicht wählen dürfen, dann geht das an den Problemen völlig vorbei und man kann nur ungläubig den Kopf schütteln.
P. S.: Das Bildungsproblem und damit verbunden das Deutschproblem ist das größte Problem und es vergrößert sich von Jahr zu Jahr auf Grund steigender Kinderzahlen. Das Problem wird seit Jahren immer wieder diskutiert, aber es passiert nichts. Dass die Verwaltung dieser Probleme Unsummen an Geld verschlingen, wurde übrigens nirgends erwähnt.