Erst vor ein paar Tagen wurde darüber berichtet, dass in der Justizanstalt Graz- Jakomini immer wieder Drogen, Handys und andere Gegenstände über die Gefängnismauer geworfen werden; von Helfershelfern der Insassen. Diese Dinge landen auf dem Sportplatz, auf dem die Sträflinge auch spazieren gehen. Und in Jakomini sitzen nicht nur „Hendldiebe“. Mehr als 30 mal wurde heuer schon „bestellte Ware“ erwischt, die „vom Himmel fiel“. Nur; wieviel wurde nicht erwischt? Der Anstaltsleitung wurde eine Problemlösung vorgetragen; ein nicht benutzter Spazierhof, der nicht an der Außenmauer liegt. Die Anstaltsleitung winkte ab. Brauch ma net! Im sogenannten Hochsicherheitsgefängnis Graz- Karlau gelang es drei Kriminellen, ein Loch in die Zellenwand zu stemmen. Sie seilten sich 12 Meter in den Hof ab, überwanden den Vorfeldzaun und die Außenmauer – und waren in Freiheit. Das gibts do net! Dass alle drei nach kurzer Flucht wieder gefasst wurden, hat wohl auch mit Glück zu tun. In der Justizanstalt Stein, auch „der Felsen“ genannt, bastelte sich vor ein paar Tagen ein findiger Häftling in der Werkstatt eine „trojanische Holzkiste“, wollte sich darin in die Freiheit bringen lassen. Das funktionierte nur durch Zufall nicht. Die Holzabfälle wurden vorzeitig abgeholt, das Versteck war noch leer. Das packt ma net! Im „Skandal- Häfen“ in Asten nahe Linz ist fast immer was los, möchte man meinen. Zuletzt berichteten Insider von vier verletzten und attackierten Justizwachebeamten innerhalb von drei Wochen. Es gab Brandstiftungen und einen Selbstmord in der Anstalt. Gegen den interimistischen Leiter ermittelt der Staatsanwalt. Und dass Freigänger nicht mehr zurückkehren, ist anscheinend fast normal. Das glaubt ma net! Und dass in einem „Bau“ irgendwann irgendwer fehlt, ist traurige Realität.

Und bei den vermutlich sehr seltenen Zellenkontrollen werden immer wieder und wahrscheinlich auch in allen „Häfen“ Sachen gefunden, die man eigentlich dort nicht finden dürfte; ein funktionierendes Kontrollsystem vorausgesetzt. Handys und Drogen zum Beispiel oder auch Waffen, angeblich nur selbstgebaute. Was verwundert, wenn die Sachen bloß über die Mauer zu werfen sind. Ja, und man konnte auch schon lesen, dass Häftlinge von der Zelle aus ihren Geschäften nachgingen. Weil sie – natürlich nicht offiziell – alles hatten, was sie dafür brauchten.

Irgend was stimmt im österreichischen Justizwesen nicht (mehr). Es gibt „Kuschelzellen“ und es wird auch sonst alles getan, dass sich die kriminellen „Gäste“ wohlfühlen. Dass aber die Bevölkerung über so manche Urteile nur ungläubig den Kopf schüttelt, dass Häftlinge teils schon nach einem Drittel der Haft offiziell entlassen werden, dass immer öfter die Fußfessel statt Haft verordnet wird, dass zunehmend statt einer Anklage eine außergerichtliche Einigung angestrebt wird, dass die Aufklärungsquote im Durchschnitt sehr niedrig ist, lässt insgesamt an der Justiz, aber auch an der Exekutive zweifeln. Und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ist auf sehr tiefem Niveau angekommen. Weil der Staat nur die Zahl der Häftlinge reduzieren will, aber kaum kriminelle Aktivitäten verhindern kann. Dafür wird bei echtem oder vermeintlichem „Hass im Netz“ mit voller Härte durchgegriffen und als Kollateralschaden wird großzügig die Einschränkung der Meinungsfreiheit in Kauf genommen oder gebilligt.