Spannung und Aufregung wird nach der Wien- Wahl künstlich auf hohem Niveau gehalten – es gibt ja heute, Montagabend, wegen der Wahlkarten noch kein Wahlergebnis. In ganz Österreich und ein bisschen vielleicht auch in Redaktionen und TV- Studios im nahen Ausland wird diskutiert und die Frage gestellt: „Mit wem?“ Das „wer“ vor dem „mit wem“ erübrigt sich ja. Es war ja von vornherein klar, dass der alte Platzhirsch SPÖ auch der neue Platzhirsch ist. Die Frage sollte aber nicht lauten, „mit wem“, sondern „warum?“ Warum wurde eigentlich gewählt? Etwa deswegen, um sich vom Wähler bestätigen zu lassen, dass der Hausherr im Wiener Rathaus weiterhin die SPÖ ist? Denn ob das „Beiwagerl“ in der Wiener Stadtregierung jetzt grün oder pink oder türkis ist, ist genau genommen bedeutungslos. Es wird nach der Wahl die gleiche Politik gemacht wie vor der Wahl. Das (fast) einzige außergewöhnliche an diesem Urnengang war, dass er der erste unter Corona- Bedingungen war, wenn man z. B. von den Kommunalwahlen in Vorarlberg absieht. Außergewöhnlich war auch die Wahlbeteiligung; sie war erschreckend niedrig. Nicht einmal 37 Prozent der Stimmen wurden im Wahllokal abgegeben und mit der Briefwahl, so rechnen Optimisten, soll es doch Richtung 65 Prozent gehen. Das wird aber kaum erwähnt. Der Hauptgrund der Nichtwähler war übrigens Politikverdrossenheit. Jedenfalls betrug die Zahl jener Wahlberechtigten, die nicht oder ungültig wählten, etwa 400.000 und die SPÖ als stimmenstärkste Partei brachte es bloß auf etwa 294.000. Vielleicht kommen die Leute auch drauf, dass Wahlen wenig bis nichts ändern. Denn, wie Oscar Wilde einst sagte: „Wenn Wahlen wirklich etwas verändern würden, wären sie schon längst verboten“. Oder die Meinung des ehemaligen deutschen Außenministers Joseph „Joschka“ Fischer: „Wenn die Mehrheiten sich verändern, mag es eine andere Koalition geben. Aber es wird keine andere Politik geben. Dazu steht zu viel auf dem Spiel. Das wissen alle Beteiligten“.