Zypern – natürlich der EU- Staat Zypern und nicht das türkische Nordzypern – wird von einem Skandal gebeutelt. Es geht da um die zypriotische Staatsbürgerschaft, die für Millionen- Investitionen sozusagen käuflich zu erwerben ist. Im konkreten Fall geht es um einen reichen Chinesen bzw. um eine Person, die in China wegen Geldwäsche zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden ist und der der zypriotische Parlamentspräsident die Staatsbürgerschaft vermitteln wollte. Anscheinend war das aber eine von Journalisten gestellte Falle mit versteckter Kamera, in die der Parlamentspräsident und mehrere Abgeordnete tappten. (Der „Fall Strasser“ lässt grüßen; Sie erinnern sich?) Heutzutage sollen es reiche Chinesen und Russen sein, die sich den Zypern- Pass und somit die Eintrittskarte in die gesamte EU (und da gehören auch Übersee- Gebiete dazu!) bzw. in den Schengenraum für ein Investment in Zypern in Höhe von etwa 2,5 Millionen Euro oder wahlweise, wie es vor ein paar Jahren hieß, für eine Immobilie um mindestens 500.000 Euro kaufen. Aber vor ein paar Jahren wurden auch noch reiche Ukrainer als Passkäufer genannt.

Diese „Marktlücke“ mit den Pässen sollen die Zyprioten nach der Bankenkrise 2013 entdeckt haben. Diese Krise wurde ja durch Kredite der EZB und des IWF und einer allgemeinen Zwangsabgabe, das heißt einer Teilenteignung auf Druck der EU, abgewendet und kostete etwa 7 Milliarden und da wurde dann Geld benötigt. Und mit den „Goldenen Pässen“ nahm Zypern bisher etwa 7 Milliarden, andere sprechen auch von 10 Milliarden, ein und kurbelte die Wirtschaft an. Nur; jetzt EU- weit ein Geschrei und Gezeter anzustimmen wegen dieser Vorgangsweise, ist schwer verständlich. Das Geschäft mit den Pässen läuft nämlich in anderen Ländern auch blendend und großteils nach dem gleichen Schema, das da lautet: Pass für Investment. Dick im Geschäft ist da der Zwergstaat Malta, aber auch Bulgarien, Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Ungarn mischen bei dem lukrativen Geschäft mit, wie in alten Artikeln nachzulesen ist. Bulgarien ist dabei besonders umtriebig. Einerseits werden reiche Kunden von irgend woher bedient und zufrieden gestellt. Andererseits wurden Albaner und Mazedonier gegen „Bakschisch“ und Vorlage gefälschter Herkunftsbescheinigungen, die bulgarische Wurzeln vortäuschten, zu Bulgaren gemacht. Mindestens 40.000 zusätzliche bulgarische EU- Staatsbürgerschaften entstanden auf diese Weise binnen einiger Jahre, wie eine Beamtin schon vor ein paar Jahren aufdeckte. Auch Rumänien war (oder ist) in dem Geschäft nicht untätig. Anfang 2014 war dazu in einer deutschen Zeitung zu lesen: „Gegen Gebühr bürgert Rumänien massenhaft Bewohner seiner Nachbarrepublik Moldau ein. Deutsche Innenminister sind alarmiert: Sie befürchten mehr Armutszuwanderung und Missbrauch durch Kriminelle“. Alleine 2011 und 2012 sollen laut Zeitungsartikel die rumänischen Behörden etwa 150.000 mal die Staatsbürgerschaft, hauptsächlich an Moldawier, vergeben haben. Und zu guter Letzt und der Form halber soll nicht unerwähnt bleiben, dass es auch in Österreich die Staatsbürgerschaft nicht nur durch Geburt oder Heirat gibt. Es gibt den rot- weiß- roten Pass z. B. für „außergewöhnliche Leistungen“ im volkswirtschaftlichen Interesse. Und das ist ein weitläufiger Begriff. Darunter dürften – nur als Beispiel – auch die Darbietungen einer international auftretenden und bejubelten Operndiva fallen.

Die EU- Kommission sieht diese Geschäfte jedenfalls nicht gerne. In Zypern soll jetzt auf Druck von Brüssel damit Schluss gemacht werden, auch andere Länder werden unter Druck gesetzt. Das heißt, Zypern wird selbst den Geldhahn zudrehen. Brüssel prüft nämlich ein Vertragsverletzungsverfahren. Brüssel würde es wohl lieber sehen, wenn die Staatsbürgerschaft an illegale Migranten ohne Papiere vergeben wird und nicht an reiche Investoren, die die Wirtschaft beleben.