Es wurde schon oft und viel geschrieben über den hemmungslosen Verbauungswahn in Österreich. Es wurde schon oft und viel vor den schlimmen Folgen dieses Wahns gewarnt. Politiker haben sich bisher sehr „situationselastisch“ einmal für einen Stopp dieses Wahns ausgesprochen, unverbindlich natürlich und dem jeweiligen Anlass ihrer Rede angepasst, oder neue wahnwitzige Bauprojekte bei der Eröffnung bejubelt. Wie gesagt; wie es eben so passt. Wird von der Umwelt gesprochen, dann hört man aus Politikermund gerne was vom Stopp der Verbauung, von „grünen Inseln“, vom Ende der Bodenversiegelung und ähnlichem. Geht es aber um Arbeitsplätze, um die Wirtschaft, um den Umsatz, dann werden Industrieansiedelungen, Einkaufszentren oder Supermärkte samt riesigen Parkplätzen bejubelt. Und der Wohnungsbau, ob sozial oder nicht, wird sowieso bejubelt. Wohnungen braucht man immer, heißt es. Darum spielt es keine Rolle, wann und bei welchem Anlass darüber gejubelt wird. Dass es im Bereich der Altbauten sehr viel Leerstand gibt; das ist halt so und deswegen wird besser nicht darüber gesprochen. Und außerdem kommen Neubauten außerhalb der Zentren billiger als im Zentrum abreißen und neu bauen oder sanieren. Dass die Zentren veröden und der Leerstand zunimmt, ist zwar bedauerlich, aber es ist halt so. Und dass die alten Bäume, die noch da sind, älter werden und somit schwächer, das lässt sich nicht ändern, aber sie müssen gefällt werden. Könnten ja morsch sein und umstürzen und jemanden verletzen. Aber wahrscheinlich wird ja eh wieder ein Bäumchen gepflanzt. Und so geht es weiter; teils langsam und schleichend, teils brutal schnell und offensichtlich.
In den größeren und großen Städten ist die Folge dieser Entwicklung die Hitze – die Gebäude, die Straßen, die Geh- und Radwege heizen sich auf, wie man es vor Jahren noch nicht für möglich hielt. In anderen Gegenden sind die Folgen noch gravierender. Dort, wo noch keine Städte sind, sondern Ortschaften mit herrlicher Umgebung, in oder an den Bergen und an den Seen, wird ja auch gebaut auf Teufel komm raus. Da werden die Berghänge verbaut. Mit Häusern und Villen und mit Straßen. Und dann sieht man im Fernsehen die Schreckensbilder, wenn es Unwetter gibt (und die gibt es immer öfters). Wenn die Wassermassen zu wildgewordenen, alles mitreißenden Fluten werden, in denen die Ortschaften ertränkt werden. Wenn die Hänge zu rutschen beginnen, sich in Schlamm auflösen und Häuser und Straßen mitreißen und alles zerstören. Weil an den Hängen gebaut werden durfte, weil es der Bürgermeister genehmigte, weil der Boden versiegelt war und kein Wasser aufnehmen konnte.
Der Verbauungs- und Versiegelungswahn wirkt sich aber auch anderswo dramatisch aus; in der Landwirtschaft. Durch die Verbauung, egal ob Wohnbau oder Industrieflächen, verschwinden große Anbauflächen für Lebensmittel und Österreich wird immer abhängiger von Importen, weil die Eigenversorgung zurückgeht. Und forciert wird der Wohnbau genau so wie die Ansiedlung und Erweiterung von Unternehmen samt Infrastruktur wie Straßen usw. Es wird zwar darüber gejammert, dass die österreichische Bevölkerung kaum zunimmt, aber das trifft nur auf die „Ur- Österreicher“ zu. Die österreichische Gesamtbevölkerung bzw. die Anzahl der in Österreich lebenden Menschen nimmt hingegen relativ stark zu. Waren es 1950 nicht einmal 7 Millionen, lebten 1980 schon 7,5 Millionen und 2000 sogar 8 Millionen Menschen in Österreich. Heute sind wir bei knapp 9 Millionen und für 2030 werden schon 9,3 Millionen prognostiziert. Dieser Zuwachs ist der Zuwanderung geschuldet. Mehr Menschen bedeuten mehr Verbauung, mehr Versiegelung, mehr Zerstörung von Anbauflächen, mehr Ressourcenverbrauch wie z. B. Trinkwasser. Alles in Allem: Mehr Probleme. Warum handelt sich die Regierung wissentlich – sie muss das ja wissen – Probleme ein, ist das Rücksichtslosigkeit oder Unvernunft? Kann das jemand erklären? Mehr Menschen bedeutet aber auch: Weniger Versorgungssicherheit und weniger intakte Natur. Aus diesem Grund z. B. weniger Tourismus im Tourismusland Österreich, somit weniger Arbeitsplätze, also ebenfalls mehr Probleme. Dazu die gleichen Fragen wie vorhin.