Der EU (oder doch der NATO?) ist anscheinend sehr viel daran gelegen, dass in Weißrussland der Langzeitherrscher Lukaschenko „auf dem Müllhaufen der Geschichte“ landet. (Ich glaube zumindest, mich daran zu erinnern, diese Formulierung irgendwo gelesen zu haben.) Deswegen wird die Frau des inhaftierten Oppositionspolitikers Sergej Tichanowski, Frau Swetlana Tichanowskaja, von EU- Politikern hofiert und eingeladen. Jetzt eben war sie in Österreich bei Kanzler Kurz, vor ein paar Wochen bei Kanzlerin Merkel und Ende September gab es ein Treffen mit Frankreichs Präsidenten Macron in Litauen. Dabei handelt es sich genau genommen um Privatbesuche, da die Frau keine offizielle politische Funktion innehat und zur Zeit auch nicht in Weißrussland lebt. Sie hat nach der Wahl das Land verlassen, um einer möglichen Festnahme zu entgehen und lebt jetzt in Litauen, von wo sie – mit westlicher Unterstützung – den Widerstand gegen Lukaschenko organisiert. Diese vom Westen unterstützten Bemühungen, Lukaschenko zu stürzen, beruhen aber nicht oder nicht nur auf Menschenrechten und Werten. Wäre es nämlich so, hätte der Westen in anderen Ländern schon lange für einen Regimewechsel eintreten müssen, beispielsweise auf der arabischen Halbinsel oder auf dem afrikanischen Kontinent. Der offensichtliche Grund für die Bemühungen, Lukaschenko loszuwerden, ist in der Lage Weißrusslands zu suchen. Es ist (noch) das einzige mit Russland in Freundschaft verbundene Land zwischen Nördlichem Eismeer und Schwarzem Meer. Der letzte Puffer zwischen NATO und Russland und deswegen möchten die EU bzw. die NATO eine mit dem Westen befreundete Regierung und keine mit Russland befreundete. Und deswegen ist Frau Tichanowskaja fleißig unterwegs, um Stimmung gegen Lukaschenko zu machen, für Sanktionen zu werben und vielleicht auch über einen „regime change“ und die Zeit danach zu sprechen. Dabei hat sie nach ihren eigenen Worten nicht vor, Politikerin zu werden. Sie sagte nämlich kryptisch: „…Ich kann für Belarus nützlich sein, aber nicht in der Politik“.
In der Ukraine hat ein Umsturz vor etwa 6 Jahren zwar funktioniert, aber der Bevölkerung nichts gebracht; im Gegenteil. Der Bevölkerung geht es heute schlechter als unter dem gestürzten Präsidenten Janukowitsch und zusätzlich ist das Land von einem Bürgerkrieg zerrissen. Und es gibt keine Garantie , dass es unter ähnlichen Bedingungen in Weißrussland für die Bevölkerung besser laufen würde.