Es ist doch schon eine Weile her, als in Sachen Corona unser Kanzler Kurz „Licht am Ende des Tunnels“ sah. Jetzt, mit der Bekanntgabe des zweiten Lockdowns, der ab 17. 11. in Kraft tritt, stellt sich heraus: Das war ein fataler Irrtum. Das Licht kam nicht vom Ende des Tunnels, sondern es war das Licht des Schnellzuges im Tunnel. Des Schnellzuges, der uns voll erwischte. Die Bekanntgabe erwischte uns im Stehen, denn nach dem ersten Lockdown im Frühjahr kamen wir wieder auf die Beine, blieben nicht erledigt liegen. Und jetzt das. Dabei wurde vor ein paar Tagen noch Euphorie geschürt mit der Aussicht auf einen baldigen Impfstoff. Da waren viele der – wie sich jetzt herausstellte, irrigen – Meinung, dass wir bald unser Leben, unsere Rechte, unsere Gewohnheiten zurückbekommen. Weit gefehlt! Nicht einmal Kristallkugel- Schauer und Kaffeesud- Leser trauen sich momentan vorherzusagen, wie wir die kommenden Weihnachtsfeiertage verbringen werden und was wirtschaftlich auf uns zukommt. Unsere Regierung sieht aber in den Maßnahmen die einzige Chance, die Pandemie zu überstehen.

Ja, und was den bejubelten Impfstoff anbelangt: Wie zu lesen ist, verkaufte der Pfizer- Chef – dieser Pharmakonzern entwickelte mit einem deutschen Unternehmen den Impfstoff – einen Großteil seiner Aktien. Das macht irgendwie misstrauisch. Und ein deutscher Virologe sagte auf die Frage, ob er sich impfen lassen werde: „Ja, das glaube ich schon. Aber ich sage ganz ehrlich: Da bin ich pragmatisch. Ich lege keinen besonderen Wert darauf, unter den ersten 100.000 zu sein“. Und ein Infektionsepidemiologe sagte, dass alle Atemwegserkrankungen gefährlich sind. Für mindestens 10 weitere Erreger gelte aber das Gleiche wie für Corona. Und weiter: „Es gibt nur einen gravierenden Unterschied. Nur gegen SARS- COV- 2 wird ein globaler Feldzug geführt, bei dem Therapie und Prävention mit Blick auf die Gefährlichkeit total unverhältnismäßig sind … Wird das vermeintliche Killervirus so bekämpft wie zurzeit, dann sind wir auf dem Weg des kollektiven Selbstmordes“.

Unser regierendes „Corona- Quartett“ wird das ganz sicher ganz anders sehen und energisch widersprechen.

P. S.: Im Frühjahr hätte sicher niemand geglaubt, dass wir eines Tages vom ersten Corona- Lockdown und vom zweiten Lockdown sprechen (und hoffentlich nicht von weiteren!)

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Die Nützliche

Frau Swetlana Tichanowskaja, die – ja, was ist diese Frau eigentlich? Politikerin ist sie ja nicht. Ihre eigenen Worte waren ja: „Ich kann für Belarus nützlich sein, aber nicht in der Politik“ – im Asylland Litauen lebende Frau des weißrussischen inhaftierten Oppositionspolitikers Tichanowski ruft jetzt zum Sturz des weißrussischen Präsidenten Lukashcenko auf. Dieser Aufruf erfolgt natürlich mit Unterstützung der EU- Staaten und natürlich auch der NATO, wobei die meisten EU- Staaten ja auch NATO- Mitglieder sind. Duldung und Wohlwollen alleine wäre zu wenig, da bedarf es schon der Unterstützung; finanziell genau so wie administrativ und strategisch.

Diese Frau ruft also zum Putsch in ihrer Heimat (oder sollte man besser Ex- Heimat sagen?) auf, zum Sturz des Präsidenten. Würde beispielsweise jemand zum Sturz der Regierung in Österreich oder in Deutschland oder Frankreich aufrufen, die Festnahme und eine Anklage wegen Hochverrat wären garantiert. Ein Beispiel gefällig? Vor nicht einmal einem Monat wurden in Graz 13 Mitglieder des „Staatenbund Österreich“, einer etwas sonderbaren Vereinigung von „Staatsverweigerern“, wegen der „versuchten Bestimmung zum Hochverrat“ zu teils unverhältnismäßig hohen Haftstrafen verurteilt. Sie wollten Regierungsmitglieder vom Bundesheer festnehmen lassen. Dieser dilettantische Plan, die Regierung abzusetzen, wurde zum Teil als Hochverrat geahndet. Ein Aufruf zum Sturz eines ausländischen Präsidenten wird hingegen in der EU als gut befunden und unterstützt und die dazu öffentlich aufrufende Frau (darf man sie deswegen eine Kriminelle nennen oder hat die Unschuldsvermutung zu gelten?) erfreut sich weiterhin großen Ansehens. Bei Lukaschenko ist diese Vorgangsweise ja in Ordnung. Er ist ja ein „Böser“, weil er von der EU und ihrer Auffassung von Werten und Moral vermutlich nicht allzu viel hält. Und weil ihm nachgesagt wird, er hätte bei der Präsidentenwahl betrogen und die Wahl hätte eigentlich Frau Tichanowskaja gewinnen müssen.