Als vor langer Zeit – beim Lockdown Nr. 1 war´s – die Rede auf die sehnsüchtig erwartete Corona- Impfung kam, tönte es laut und deutlich und als Draufgabe mit einem treuherzigen Augenaufschlag aus den Reihen der Politiker, dass es „natürlich“ oder „selbstverständlich“ keine Impfpflicht (das grausliche Wort „Zwangsimpfung“ wagte sowieso niemand in den Mund zu nehmen) geben werde. Man hoffe, dass eine freiwillige Impfung gut angenommen werde, hieß es, und laut Umfragen schien die Zahl jener, die sich freiwillig impfen lassen würden, auch ziemlich hoch zu sein. Jetzt, da wir mitten in der 2. Welle stecken und eine Impfung in greifbare Nähe gerückt ist, ändert sich aber die Situation. Die ersten Politiker streifen ihre Schafspelze ab, hören auf, Kreide zu fressen und offenbaren sich plötzlich als die Wölfe, die sie schon immer waren. Sie fordern eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen bzw. Tätigkeitsbereiche, für Neueinstellungen im Öffentlichen Dienst oder auch generell, wenn die Quote der Freiwilligen vom Gefühl her einfach als zu niedrig eingestuft wird. Die Landeshauptleute Stelzer und Doskozil haben sich ja erstmals schon vor längerer Zeit für eine Zwangsimpfung bei Corona ausgesprochen. Heute sagt Stelzer, er würde eine Impfpflicht diskutieren, würden sich nicht genug Freiwillige finden. Der Salzburger Vize- Landeshäuptling fordert eine verpflichtende Impfung bei Neueinstellung von Personal für Spitäler, in Seniorenheimen, Schulen und Kindergärten des Landes. Und eine frühere OGH- Präsidentin und Kandidatin bei der letzten Bundespräsidentenwahl sieht eine „Impfpflicht als einzige Lösung“ gegen Corona.

  Sollten sich die Forderer einer Zwangsimpfung nicht durchsetzen, dann heißt das aber noch lange nicht, dass damit das Thema erledigt ist. Sollte ein Land, Italien z. B., eine Einreise nur mit nachweislicher Corona- Impfung erlauben und jemand will nach Italien reisen: Was bleibt anderes übrig, als sich impfen zu lassen – oder zu riskieren, erwischt und abgestraft zu werden. Das könnten dann wohl alle Länder so machen. Oder es wird z. B. der Besuch in einem Krankenhaus von einer Impfung abhängig gemacht oder ein Termin bei einer Behörde oder oder … Theoretisch ist unseren Volksvertretern das alles und noch viel mehr zuzutrauen. Was ist dann die „Freiwilligkeit“ noch wert? Da fällt mir übrigens der Ausspruch von Kanzler Kurz von der „neuen Normalität“ wieder ein. Und die australische Fluglinie Qantas kündigte schon an, künftig nur mehr nachweislich geimpfte Passagiere nach Australien zu befördern. ; andere Fluglinien werden diesem Beispiel wahrscheinlich folgen. In krassem Widerspruch dazu stehen aber Äußerungen von Fachleuten wie Virologen oder Immunologen, die sagen, dass die Impfung nicht vor einer Übertragung der Krankheit schützen wird. („Impfung schützt vor Erkrankung, nicht vor Infektion“) Was bringt dann die Impfung, wenn ein Erkrankter weiter ansteckend ist?

  Wenn der politische Wunsch nach einer umfassenden „freiwilligen“ Impfung da ist – und der ist da – dann wird der Begriff „freiwillig“ arg strapaziert werden. Und warum und wozu hat die EU- Kommission dann etwa 2 Milliarden Dosen des Impfstoffes bestellt?

P. S.: Ich würde es begrüßen, wenn sich Politiker und andere Impf- Forderer gleich zu Beginn der Impfung medienwirksam öffentlich impfen lassen würden; nachweislich mit dem Impfstoff und nicht mit einem Placebo.