Die EU unterhält bis jetzt laut Wikipedia insgesamt 139 Auslandsvertretungen bei Drittstaaten und internationalen Organisationen wie z. B. bei den Vereinten Nationen. Diese Delegationen der Europäischen Union, auch als EU- Botschaften bezeichnet, haben eine ähnliche Funktion wie Botschaften von Nationalstaaten. Mit dieser Tradition will Großbritannien jetzt brechen. Großbritannien ist ja nicht mehr Mitglied der EU und zeigt das auch deutlich. Die EU wird zwar weiterhin eine Vertretung in London haben, aber die britische Regierung unter dem geschmähten Premierminister Boris Johnson will dieser EU- Vertretung nicht mehr den üblichen diplomatischen Status gewähren. Die EU ist ja kein souveräner Staat, sondern eine Vertragsgemeinschaft; ein Staatenbund, bestehend aus souveränen Staaten. Somit ist es zwar nicht üblich aber trotzdem korrekt, die EU- Vertretung nicht als offizielle diplomatische Vertretung anzuerkennen, sondern sie abzuwerten. Das schmeckt den Herrschaften in Brüssel überhaupt nicht, sie fühlen sich gedemütigt. Wenn die Briten bei ihrer Entscheidung bleiben, werden die EU- Vertreter künftig nämlich wie Mitarbeiter internationaler Organisationen eingestuft. Das heißt, sie würden bei offiziellen Anlässen nicht mehr in der ersten Reihe sein oder schlimmstenfalls gar nicht mehr eingeladen werden. Wenn die Briten bei ihrer Entscheidung bleiben. Die US- Regierung hat ja den diplomatischen Status der EU vor etwa zwei Jahren auch herabgestuft, diese Entscheidung nach Protesten aus Brüssel aber rückgängig gemacht.
In Großbritannien hat jeder EU- Staat seine diplomatische Vertretung, also seine Botschaft und zusätzlich Konsulate. Somit ist es eigentlich verständlich, dass die EU, die kein souveräner Staat ist, nicht auch eine offizielle diplomatische Vertretung unterhält. Das wäre in etwa und ganz grob damit vergleichbar, als würden die USA, die rechtlich gesehen ein Staat sind, in Österreich eine diplomatische Vertretung haben, also eine Botschaft, und zusätzlich würde jeder US- Bundesstaat für sich ebenfalls eine diplomatische Vertretung unterhalten. Auch wenn Brüssel sauer ist; wenn die Briten bei ihrer Entscheidung bleiben, muss die EU das zur Kenntnis nehmen. Auch wenn der „EU- Außenminister“ Josep Borrell in einem Schreiben an die Briten „schwere Besorgnis“ über die britische Entscheidung äußert. Es wäre dann nämlich vorbei mit den „üblichen Privilegien und Immunitäten für die Delegation und ihre Mitarbeiter“.
Egal, wie der Streit ausgeht; Freunde werden die EU und Großbritannien wohl nicht mehr werden. Und es wird schon „zurückgeschossen“, von Österreich zumindest. Da wird jetzt ganz massiv der britische Impfstoff- Hersteller AstraZeneca bekrittelt, weil der Konzern nicht wie vereinbart liefern kann. Österreich soll deswegen im ersten Quartal nicht 2 Millionen Dosen erhalten, sondern nur 600.000. Allerdings hängt das auch damit zusammen, dass AstraZeneca seinen Impfstoff auf die Corona- Mutationen hin überarbeiten will, der Impfstoff soll dadurch besser werden. Man muss aber dazu sagen, dass der Impfstoff in der EU noch gar nicht zugelassen ist.