Als sich im vergangenen Jahr das Coronavirus über die Welt verbreitete und von allen Ecken der Erde der Schreckensruf „Pandemie“ erschallte, stellten sich die Politiker wie Propheten vor das lauschende Volk und verkündeten, dass in einigen Monaten oder bis etwa Ende des Jahres, aber spätestens in den ersten Monaten des kommenden Jahres ein Impfstoff gegen das Virus zur Verfügung stehen würde. Aber bis dahin müsse man sich halt noch in Geduld üben und Ungemach in Form von Lockdowns über sich ergehen lassen – und auf keinen Fall die Maßnahmen der Regierung in Frage stellen. Und während die EU- Bürger wegen eines Impfstoffes noch vertröstet wurden, wurde einem Donnerschlag gleich, die Meldung über die Zulassung eines russischen Impfstoffes namens „Sputnik V“ gegen Corona, also gegen SARS- CoV- 2, verkündet. Man stelle sich vor: Die Russen gewinnen das prestigeträchtige Rennen um den ersten Impfstoff gegen die pandemische Seuche! Die Russen! Ja, hieß es dann gleich einmal, das kann sowieso nichts sein, dieses Zeug. Ist ja nicht getestet. Wie denn auch, in der kurzen Zeit. Wer weiß, was das für Nebenwirkungen hat. Bei fast allen Berichten über den Impfstoff, ein Vektor- Impfstoff übrigens und kein neuartiger mRNA- Impfstoff, war Skepsis oder auch Ablehnung herauszuhören. Auf einer MDR- Seite kann man z. B. gegen Ende Jänner noch lesen: „Russlands Impfstoff Sputnik V wird von vielen ausländischen Behörden misstrauisch beäugt, da die Regierung unter Präsident Putin den Impfstoff schon vor Abschluss aller klinischen Versuche ausgab und damit wichtige Sicherheitsregeln außer Kraft setzte …“ Russland begann gleich nach der Zulassung mit Impfungen an ausgewählten Personengruppen bzw. Freiwilligen beim Militär und ab Anfang Dezember mit Massenimpfungen. In der EU gab es, sozusagen als Weihnachtsgeschenk, eine bedingte Zulassung der EMA für den Impfstoff von BionTech- Pfizer, ein mRNA- Impfstoff. Für diese Art von Impfstoff gab es vorher weltweit noch nie eine Zulassung. Es heißt aber, dass auf dieser Basis schon lange gearbeitet und geforscht wurde. Und nach den Weihnachtsfeiertagen ging es los mit Impfen. Und dann kam die bedingte Zulassung für den Moderna- Impfstoff, ebenfalls ein mRNA- Impfstoff.

  Russland wurde, wie erwähnt, der Vorwurf gemacht, den Impfstoff schon vor Abschluss aller klinischen Versuche freigegeben zu haben. Aber Bill Gates, der im Frühjahr 2020 bei einer sogenannten „Geberkonferenz“ 8 Milliarden Dollar von Regierungen einsammelte „für die Entwicklung von Impfstoffen“, soll damals gesagt haben: „… und doch werden wir die Entscheidung zum Einsatz eines neuen Impfstoffes auf einer geringeren Datenlage als sonst fällen, damit wir schnellere Ergebnisse erzielen“. Und das stimmt auch, viele Fragen sind speziell bei den beiden mRNA- Impfstoffen noch offen, können erst im Laufe der Zeit geklärt und beantwortet werden. Das deckt sich also mit „Sputnik V“.

  Mittlerweile gibt es in der EU einen dritten Impfstoff. Es ist ein Vektorimpfstoff, kommt von AstraZeneca. Mit allen dreien hat die EU aber ein Problem: Es gibt Lieferschwierigkeiten bzw. wurde zu wenig bestellt. Und zusätzlich soll das Mittel von AstraZeneca eine schwache Wirkung haben; nur etwa 70 Prozent gegenüber mehr als 90 der beiden anderen Impfstoffe. Und jetzt kommt wieder Sputnik V ins Spiel. Dieser Impfstoff wird ja schon in mehr als 15 Ländern weltweit verimpft. Auch Ungarn hat ihn, der EU- Kommission zum Trotz, bestellt und auch Tschechien überlegt ernsthaft, Sputnik zu bestellen. Zudem strebt Russland eine EU- Zulassung von Sputnik an. Das Interesse an dem Impfstoff steigt, seitdem eine Wirksamkeit von fast 92 Prozent in medizinischen Fachblättern bestätigt wurde und von nur „milden Nebenwirkungen“ die Rede ist.

  Eigentlich eine peinliche Angelegenheit. Zuerst sind die Russen die ersten mit einem zugelassenen Impfstoff. Dann wird das russische Produkt schlechtgeredet, u. a. wegen fehlender bzw. nicht abgeschlossener Studien. Dabei haben US- bzw. EU- Produzenten mit dem gleichen Problem zu kämpfen ( „…auf einer geringeren Datenlage als sonst fällen, …“) Und dann stellt sich noch heraus, dass der Impfstoff bei der Wirksamkeit ganz vorne mit dabei ist, den anderen Produkten gleichwertig, und es vermutlich auch keine Lieferprobleme geben würde. Und zu guter Letzt wird er von EU- Staaten dann auch noch gekauft bzw. wird eine Bestellung in Erwägung gezogen.

  Über Nebenwirkungen bei den hiesigen Impfstoffen wird nicht gerne geredet, nicht einmal von „Impfreaktionen“, und von möglichen Todesfällen nach der Impfung schon gar nicht, aber auch in dem Punkt dürfte Sputnik gut abschneiden. Die EU- Studie zum Impfstoff „ist überzeugend“, heißt es.