Die ermüdende Nawalny- Endlosgeschichte hängt, da bin ich mir sicher, mittlerweile nicht nur mir zum Hals heraus. Da wird ein politisches Kesseltreiben gegen Russland veranstaltet im Namen Nawalnys. Dass bei der Geschichte einiges ganz und gar nicht passt, sieht selbst ein Blinder mit dem Krückstock. Der gute Mann bricht auf dem Flug nach Moskau im Flieger zusammen, dass deswegen eine außerplanmäßige Landung im sibirischen Omsk gemacht werden muss, um den Mann retten zu können. Das war am Vormittag des 20. August 2020. Und dann heißt es am selben Tag in Deutschland, dass um Mitternacht in Berlin der Rettungsflieger startet, der Nawalny nach Berlin bringen soll. Das ging aber verdammt schnell mit den ganzen Formalitäten. Haben die schon auf den Einsatz gewartet? Kaum war Nawalny in der Berliner Charite, gab es auch schon die ersten Bilder mit der Frau des Oppositionspolitikers Nawalny, Julija Nawalnaya. Die Verlegung nach Berlin, genau so wie die Ausreise der Frau, soll nach einer direkten Bitte an Putin von diesem genehmigt worden sein. Und in Berlin wurden die Vorwürfe einer Vergiftung Nawalnys konkretisiert. Was zuerst vermutet wurde, das wurde dann bestätigt bzw. behauptet: Nawalny war mit Nowitschok vergiftet worden. Etwa einen Monat nach der Einlieferung in die Charite wurde er, mehr oder weniger gesund, entlassen. Und spätestens jetzt beginnt man zu grübeln. Mit Nowitschok; einem der gefährlichsten Gifte, wenn nicht gar das gefährlichste überhaupt. Ein chemischer Kampfstoff der übelsten Sorte. Zugänglich nur einem kleinen Personenkreis. Und auf Anweisung Putins soll das erfolgt sein. Sagt zumindest Nawalny.
Putin, so heißt es immer, ist ein ganz schlauer Fuchs. Und doch soll er so dumm sein, das vergiftete Opfer nach Deutschland ausfliegen zu lassen, damit von Deutschen und von Schweden und von irgendwelchen Organisationen die Nowitschok- Vergiftung des Putin- Gegners Nawalny öffentlich gemacht wird. Ja, auch Putin macht anscheinend Fehler. Nowitschok, ein chemischer Kampfstoff und eines der gefährlichsten Gifte; so wird es behauptet. Und die Vergiftung mit dem Zeug soll eine russische „Spezialität“ sein. Aber halt; war da nicht schon einmal was? Ach ja, Anfang März 2018 wurden im britischen Salisbury der russische Doppelagent Sergei Skripal und seine Tochter Julia ebenfalls mit Nowitschok vergiftet, wie berichtet wurde. Auch die beiden überleben, leben unter neuer Identität jetzt angeblich in Australien. Auch in dem Fall stellt sich die Frage: Sind die russischen Geheimdienstleute wirklich zu dumm, jemanden mit einem der schlimmsten Gifte zu töten? Oder war geplant, dass sie überleben und Russland und Putin beschuldigen können? Oder alles ein Fake, um Russland und Putin beschuldigen zu können? Und vom Gift, vom Nowitschok, wird ja behauptet, das hätten nur die Russen. Dabei stellte sich heraus, dass die halbe NATO das Zeug in ihren Labors und Tresoren hatte oder immer noch hat.
Und jetzt überschlagen sich die Regierungen mit der Forderung an die russische Regierung, Nawalny sofort freizulassen. Er wurde ja nach seiner Rückkehr nach Russland zuerst zu 30 Tagen Gefängnis verurteilt und dann, wenn ich mich recht entsinne, zu drei Jahren Haft. Und kaum war er in Haft, ließ er jenes Video veröffentlichen, welches den Palast am Schwarzen Meer zeigt, der angeblich Putin gehört. Und jetzt geht wahrscheinlich das gegenseitige Diplomaten- Ausweisen wieder los. Russland hat nämlich je einen polnischen, schwedischen und deutschen Botschafts- bzw. Konsulatsmitarbeiter zu unerwünschten Personen erklärt, weil sie in Moskau an nicht genehmigten Demos teilgenommen hatten. Und so etwas sehen die Russen als Einmischung in die inneren Angelegenheiten Russlands. Was es auch ist.