Jetzt sind wir wieder dort angelangt, wo wir zu Beginn des Corona- Zeitalters, vor etwa einem Jahr also, schon einmal waren. Nämlich in der chinesischen Großstadt Wuhan. Von dort, so wurde ja damals gesagt und behauptet, komme das Coronavirus her. Über Details gab es aber nur Vermutungen. Von den exotischen Lebendtiermärkten war eine Vermutung des Ursprungs. Über Fledermäuse als Zwischenwirt auf den Menschen übergesprungen. Später meinte man, es könnte über Schuppentiere passiert sein. Kurz im Gespräch war allerdings auch die Variante unter den Vermutungen, dass das Virus – ob gezielt und bewusst oder durch einen ungewollten Laborunfall – von einem streng geheimen Labor in Wuhan freikam und sich von dort aus über die Welt verbreitete. Es gab aber auch noch eine andere Vermutung. Deutsche Zeitungen z. B. berichteten Anfang Mai 2020 darüber, dass bei den Militärweltspielen in Wuhan in der zweiten Oktoberhälfte 2019 Sportler erkrankten, wie etwa ein italienischer Fechter, und die Symptome fatale Ähnlichkeit mit jenen von COVID- 19 hatten. Sollte das stimmen, dann wäre der erste Coronafall schon im September oder Oktober 2019 aufgetreten und nicht, wie bisher angenommen, erst im Dezember 2019. Allerdings bliebe bei dieser Variante offen, woher das Virus kam. China meinte jedoch, es wäre von erkrankten US- amerikanischen Teilnehmern an den Militärweltspielen eingeschleppt worden. Diese Behauptung verstummte jedoch bald.
Im vergangenen Jänner, also vor ein paar Wochen erst und auffällig lange nach Ausbruch von Corona, reiste ein Forscherteam der WHO nach Wuhan. Geplant war, gemeinsam mit chinesischen Wissenschaftlern den Ursprung des Coronavirus zu klären und „Patient Null“ zu finden. In einer Pressekonferenz hieß es hinterher, die WHO- Experten schließen die Möglichkeit aus, dass das Coronavirus aus einem Labor entkommen sei. Eine geflüchtete chinesische Virologin behauptete allerdings, dass das Virus nicht natürlichen Ursprungs sei, sondern aus einem Labor stamme. Also alles offen; eine chinesische Virologin ohne Beweise für ihre Behauptung des „nicht natürlichen Ursprungs“ auf der einen Seite und WHO- Experten, ebenfalls ohne Beweise für ihre Annahme, dass der „wahrscheinlichste Weg“ der Übertragung auf den Menschen von Fledermäusen ausgehend über einen anderen tierischen Zwischenwirt erfolge, auf der anderen Seite.
Und jetzt kommt ein deutscher Nanowissenschaftler von der Uni Hamburg daher und sagt, er ist sich sicher, dass das Virus doch aus einem Labor in Wuhan stammt. Er kam nach der Auswertung von mehr als 600 Hinweisen zu dem Schluss, dass „sowohl die Zahl als auch die Qualität der Indizien“ für einen Laborunfall sprechen. Mit dieser Erkenntnis bzw. Schlussfolgerung ändert sich im Grunde aber nichts. Bewiesen ist nämlich gar nichts. Es gibt keinen Beweis für eine Freisetzung durch einen Laborunfall und es gibt keinen Beweis dafür, dass das Virus von einer Fledermaus über einen unbekannten Zwischenwirt auf den Menschen übersprang. Sicher ist nur, dass es durch diese Krankheit weltweit viele Infizierte und Kranke und auch viele Tote gibt.