In einer großen „Krone“- Reportage mit dem Titel: „Experte in China: Niemand will noch Kinder haben“ wird, wie aus dem Titel ableitbar, über das Nachwuchsproblem in China berichtet. Dort wurde ja von 1979 bis 2016 rigoros an der Einkind- Politik festgehalten. Es gab fast keine Ausnahmen und für Verstöße gab es strenge Strafen. Gedacht war diese Politik dazu, die Bevölkerungsexplosion im bevölkerungsreichsten Land der Welt zu stoppen bzw. einzubremsen. Mit ein Grund war auch, dass es in China immer wieder Missernten und als Folge Hungersnöte gab. Jetzt gibt es die Einkind- Politik seit ein paar Jahren nicht mehr, aber statt der erhofften Zunahme der Geburten sinkt die Zahl weiterhin. Im Jahr 2020, so ist zu lesen, sank die Zahl der Neugeborenen im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent auf einen Tiefstwert von 10,4 Millionen. Das wird jetzt als Alarmzeichen gesehen. Die zunehmende und schnelle Überalterung wirkt sich negativ auf die Wirtschaft aus und stellt eine zusätzliche Belastung des Sozial- und Gesundheitswesens dar. Eine Umkehr dieses Trends ist kaum denkbar, denn „die Menschen haben sich daran gewöhnt, nur ein Kind zu haben“, wie ein Familienplanungsexperte sagt. Die Chinesen befürchten, bedingt durch den Bevölkerungsrückgang bzw. den Rückgang arbeitsfähiger Menschen, einen Rückgang des Wirtschaftswachstums. Die USA als größte Wirtschaftsmacht abzulösen, wird dadurch schwieriger.

  Mit dem Problem der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung steht aber China nicht allein da. Mit diesem Problem haben z. B. auch Japan und Südkorea zu kämpfen. Und auch in diesen Ländern ist ersichtlich, dass mit zunehmendem Wohlstand die Kinder weniger werden und überall sind die gleichen  Folgen zu beobachten: Zunehmende Überalterung bremst den Konsum – die Triebfeder für Wirtschaftswachstum – und der Arbeitskräftemangel treibt die Lohnkosten in die Höhe und das wiederum sorgt für Verteuerung der Produkte. Diese Erfahrung machten schon die Europäer und die Amerikaner. Fallen China und einige andere Länder als Billigproduzenten weg, wird dadurch eine weltweite Wirtschaftsflaute begünstigt. Europa, Nordamerika, Australien versuchen dieses vorhersehbare Problem mit Zuwanderung zu verlangsamen oder gar zu stoppen. Ein Migrationskommissar der EU sagte ja vor einigen Jahren, dass die EU in den nächsten zwei Jahrzehnten 70 Millionen Zuwanderer benötigt. Und, wie bestellt, gab es die Massenzuwanderung 2015/ 2016. Migration wird aber von den asiatischen Ländern abgelehnt. Allerdings ist auch nur schwer vorstellbar, dass China von Millionen von Flüchtlingen als Wunschdestination auserkoren werden könnte und Japan z. B. stellt sich darauf ein, dass die Bevölkerung schrumpft und „vergreist“.

  Europa, Nordamerika, Australien und einige andere Länder und Regionen setzen also auf Zuwanderung (und somit auf angenommenes immerwährendes Wirtschaftswachstum). Aber da gibt es gravierende Unterschiede. Nordamerika, also die USA und Kanada, und Australien z. B. betreiben immer noch eine selektive Einwanderungspolitik, d. h. sie wählen aus, wer kommen darf. Sie schauen bei den Zuwanderern auf deren Qualifikation. Sie „picken sich die Rosinen aus dem Kuchen“. Bei den USA funktioniert das allerdings nicht mehr so richtig, seit deren Südgrenze zu Mexiko löchrig wurde und Massen von Mexikanern, Süd- und Mittelamerikanern ins „gelobte Land“ USA kommen oder es zumindest versuchen. In Europa läuft es grundlegend anders. Da kann kommen, wer will, ob mit
Ausbildung oder nicht, ob mit Papieren oder nicht. Es darf eigentlich niemand daran gehindert werden, zu kommen. Dafür gibt es auch den EU- Migrationspakt und den EU- Flüchtlingspakt. Man könnte das kurz und bündig auch so definieren: „Für Europa die Masse, für die anderen die Klasse“.

Wie China sein Problem lösen will, ist noch nicht klar. Vielleicht sollen die fehlenden Menschen, also Arbeitskräfte, durch Roboter ersetzt werden.