Das Verhältnis zwischen Deutschland und Österreich war auch schon einmal besser. Die Zwischenrufe aus Bayern bezüglich des Umgangs mit dem Coronavirus in Österreich (Stichwort: Ischgl) im vorigen Jahr waren schon nervend und fast schon geschäftsschädigend, wurden aber wegen der guten nachbarschaftlichen Beziehungen (und vielleicht auch wegen eines doch etwas schlechten Gewissens) hingenommen. Den Leuten war bewusst, dass in Deutschland der Wahlkampf Fahrt aufnimmt und auch deshalb die Wortmeldungen etwas ruppiger ausfallen. Das ließ man auch noch gelten, als der Bajuwaren- Chef Söder seinen Landsleuten einen Skiurlaub und den Urlaub generell in Österreich ausreden wollte. Unter den Grenzkontrollen begann dann auch der Güterverkehr massiv zu leiden. Dann tauchte die britische Mutation B 1.1.7 des Coronavirus auf und schon wieder gab es massive Vorwürfe aus Bayern wie z. B.: „Wir brauchen kein zweites Ischgl“. Nicht nur, dass deswegen die österreichische Regierung eine Reisewarnung für ein österreichisches Bundesland verhängte mit begleitenden strengen Maßnahmen, machte der werte Herr Söder die Grenze zu Tirol zu und verhängte auch eine de- facto- Sperre des kleinen und des großen Deutschen Ecks und maulte weiterhin, dass im „Mutationsgebiet“ Tirol zu wenig getan werde, die Verbreitung der Mutation einzudämmen. (Die britische Mutation hat trotz der deutschen Maßnahmen gegen Österreich und trotz der Wortmeldungen Deutschland längst erreicht und breitet sich aus).
Jetzt hört man ein paar Tage nichts von Söder und schon meldet sich ein anderer Deutscher mit ungebetenen „guten“ Ratschlägen Richtung Österreich zu Wort. Es ist dies der zumindest in Deutschland sehr bekannte SPD- Politiker, Epidemiologe und Multi- Funktionär Dr. Karl Lauterbach. Der wegen seiner unzähligen Auftritte in vielen deutschen Talk- Shows auch gerne „Karlchen Überall“ genannte Forderer von harten Maßnahmen gegen Corona kritisierte jetzt die schon erfolgte und die geplante Lockerung des Lockdowns in Österreich mit überzogener Formulierung. Er „twitterte“: „Österreich lockert in die B 1 1 7 Welle hinein. Das werden dort viele mit dem Leben bezahlen, wenn man es ehrlich beschreiben darf. Zum Schluss wird dann wieder ein Lockdown kommen, für den sich die Verstorbenen nichts kaufen können … Kein Beispiel für uns“.
Trotz der unverschämten Formulierung, die nichts mehr ist als seine private Meinung, könnte er unserem Kanzler Kurz die Hand geben – wenn nicht Corona- Zeit wäre. Der sagte nämlich vor knapp einem Jahr: „Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist“. Trotzdem: Wenn Herr Lauterbach etwas ehrlich beschreiben will, dann soll er bei Fakten bleiben und seine durch nichts belegten Schwarzmalereien für sich behalten. Uns Österreichern steht es ja auch nicht an – mit Ausnahme der letzten Grenzmaßnahmen der Bayern – uns über die Maßnahmen und die Dauer der deutschen Corona- Maßnahmen zu äußern. Und es ist uns auch ziemlich egal, ob die deutsche Regierung die Vorschläge und Ratschläge des Herrn Lauterbach befolgt und umsetzt oder nicht.
Ein kluger Mann sagte einmal: „Könnte der Narr schweigen, so wäre er weise“.