Vor fast 20 Jahren, nach dem Terroranschlag auf die WTC- Türme und das Pentagon am 11. September 2001, haben die US- Truppen Afghanistan überfallen. Dieser Militärschlag erfolgte unter dem Motto: „Krieg gegen den Terror“, obwohl es beim „9/11- Anschlag“ keine Anzeichen einer afghanischen Beteiligung gab. Es gab hingegen Beweise einer Beteiligung saudischer Attentäter und es hieß, Al- Kaida mit dem Chef Osama bin Laden stünde hinter den Anschlägen. In das Land am Hindukusch eingefallen sind damals aber nicht nur US- Truppen, sondern auch NATO- Verbündete, da die NATO am Tag nach dem Anschlag das erste Mal seit ihrem Bestehen gemäß Art. 5 der NATO- Charta den Bündnisfall ausgerufen hatte.
Seit Anfang Oktober 2001 dauert der Krieg der USA und der NATO- Verbündeten, darunter Deutschland, in Afghanistan. Es ist der am längsten dauernde Krieg der USA, aber es war in dieser Zeit nicht der einzige Krieg, den die USA führten. Dieser Krieg war offiziell gegen den Terror, gegen Terroristen und Terrororganisationen, gerichtet. Der Terror in Afghanistan und der weltweite Terror wurde aber mehr, die Zahl der Dschihadisten vervielfachte sich. Das bekam auch Europa zu spüren. Die US- Truppen samt Verbündeten haben in Afghanistan ihr Ziel, den Terror niederzuschlagen, klar verfehlt. Es gab zwar unzählige Tote durch Kriegshandlungen wie auch durch Terroranschläge und es wurden unzählige Milliarden, vielleicht geht es sogar in den Billionen- Bereich, an Dollars und Euros und Pfund sinnlos „verbraten“, aber es gab keinen Sieg in Afghanistan. Es gibt aber immer noch das US- Gefängnis Guantanamo auf Kuba, in dem nach wie vor angeblich Terrorverdächtige ohne Verfahren festgehalten werden.
Eines der Wahlversprechen des vorigen US- Präsidenten Trump war, den Afghanistan- Krieg zu beenden und die Soldaten heimzuholen. Er vereinbarte mit den Taliban, dass die letzten US- Truppen bis zum 1. Mai 2021 Afghanistan verlassen. Er erreichte vor dem Ende seiner Amtszeit zwar noch eine Reduktion auf 2.500 Mann, genau so wie auch im Irak, aber nicht mehr den völligen Abzug aus Afghanistan. Trumps Nachfolger Joe Biden will jedoch die Truppen erst bis zu einem symbolträchtigen Datum abziehen, bis zum 11. September 2021. Das ist der 20. Jahrestag der Terroranschläge. Und die USA wollen auch Gespräche mit den NATO- Verbündeten führen und den Abzug koordinieren, denn: „Wir sind gemeinsam hineingegangen, haben uns gemeinsam abgestimmt, und jetzt werden wir uns darauf vorbereiten, gemeinsam wegzugehen“. Es kann bis zum September aber noch ein „heißer Sommer“ werden, denn die Taliban betrachten den Abzug bis 1. Mai als verbindlich und ein Scheitern dieses Termins könnte, so wird befürchtet, zu einer Ausweitung bewaffneter Auseinandersetzungen führen.
Ob jetzt bis zum 1. Mai oder bis zum 11. September: Die US- Truppen samt ihren NATO- Verbündeten – sofern diese auch abziehen – gehen als Verlierer vom Feld und nicht als Sieger. Und lassen wieder einmal ihren Verbündeten, die Regierung in Kabul, im Stich. Und sie drehen das Rad der Zeit um 20 Jahre zurück. Nach dem Abzug werden nämlich die Taliban wieder das Land übernehmen und fast alles wird wieder so sein wie 2001. Und 20 Jahre Krieg samt allen Toten waren für nichts.
P. S.: Und was machen eigentlich 16 österreichische Soldaten in Afghanistan? Österreich ist kein NATO- Mitglied, denn Österreich hat sich laut Verfassung zu immerwährender Neutralität verpflichtet. Also ist der Einsatz dieser Soldaten in Afghanistan unter NATO- Kommando schon sehr aufklärungsbedürftig.