Kaum hatte sich der mediale Wirbel um die Schuhe des neuen grünen Gesundheitsministers („Turnschuhe“, „Sneakers“, „Turnpatschen“) gelegt, gab es schon den ersten Politkrach in der Regierung wegen ihm; laut Zeitungsbericht war es für Europaministerin Edtstadler von der ÖVP gar eine „Bombe“, die da platzte. Was war da also wirklich Ungeheuerliches passiert? Es war – aus Sicht der ÖVP – wahrlich ungeheuerlich, was sich der grüne Neo- Minister zu sagen erlaubte. In einem TV- Interview ließ er nämlich durchblicken, dass das momentane Prestigeprojekt der ÖVP, nämlich der grüne Impfpass, für ihn keine Priorität habe; er sagte: „Warum reden wir über einen grünen Pass, wenn wir noch nicht einmal wissen, was die EU von uns will?“ Völlig richtig gesagt; aber mehr hat er nicht gebraucht, der Herr Minister. Die Europaministerin fühlte sich ob dieser sachlich korrekten Äußerung wohl persönlich attackiert und ich möchte gar nicht wissen, was sich ihr Ministerkollege Mückstein am Telefon anhören musste. Der Krach war aber, so heißt es, schnell beigelegt und Gesundheitsminister Mückstein wird jetzt wissen, dass das In- Frage- stellen des grünen Passes fast so etwas wie Majestätsbeleidigung ist. Oder wie ein Dogma in Frage stellen. Aber recht hat er ja trotzdem mit seiner Äußerung, der Herr Minister. Aber das passt halt nicht zur Werbetour für den grünen Pass, auf der sich Ministerin Edtstadler gerade befindet. Denn schließlich wird uns ja längst erklärt, dass wir ohne diesen grünen Pass nirgendwo mehr hinfahren dürfen.
Es ist zwar nicht einfach, über den noch unbekannten grünen Pass zu diskutieren, aber: Die Corona- Impfung wird darin eingetragen. Das kann aber im gelben Internationalen Impfpass (in Papierform) genauso gut gemacht werden. Schließlich und endlich ist auch der Reisepass kein digitales Dokument. Der nachweis über den Test- Status muss auch nicht in digitaler Form erbracht werden. Es reicht immer noch, wenn jemand sein „Negativ“ in Papierform vorweisen kann und zumindest im vergangenen Jahr war es z. B. bei ausländischen Pflegerinnen verpflichtend, beim Grenzübertritt das negative Testergebnis nur in Papierform vorzuweisen. Ein digitales Testergebnis war nicht zulässig; ist es vielleicht auch jetzt noch nicht. Und ob z. B. alle paar Tage ein neues Testergebnis im grünen Pass erneuert wird (wie schnell geht das?) oder neu ausgedruckt wird, spielt keine Rolle. Eine Genesung nach einer Corona- Erkrankung soll ebenfalls im grünen Pass eingetragen werden. Auch hier gilt: Das lässt sich auch in Papierform machen. Und wenn jetzt wer daherkommen will mit der Gefahr vor Fälschungen beim Papier: Es ist hinlänglich bekannt, dass auch im digitalen Bereich so gut wie alles gefälscht werden kann. Habe ich was vergessen? Ja, habe ich. Da gibt es eine große Gruppe Genesener, die auch für den grünen Pass nicht existiert. Das ist jene Gruppe der anonymen Genesenen. Jene Genesenen, die gar nicht mitkriegten, dass sie infiziert waren oder kaum Symptome hatten, keinen Arzt brauchten, in keinem Krankenhaus waren. Und um diese Menschen zu erfassen, um ihren Status zu eruieren, müssten massenhaft Antikörpertests gemacht werden, meine ich. Aber diese große Gruppe interessiert die Regierung nicht. Für die gilt nur: Zuerst noch testen, aber dann impfen. Und offiziell Genesene sind anscheinend nur jene, die hospitalisiert waren.
Kann übrigens die Regierung garantieren, dass mit dem grünen Pass Geimpfte nicht mehr an Corona erkranken können oder auch andere Menschen nicht mehr anstecken können? Nein, kann sie natürlich nicht. Das wird also weiterhin passieren. Kann die Regierung garantieren, dass es mit dem grünen Pass nur mehr zu 100 Prozent fehlerfreie Testergebnisse gibt? Nein, kann sie nicht. Es wird weiterhin viele falsche Testergebnisse geben. Und die Leute werden trotz grünem Pass weiterhin Maske tragen und Abstand halten und alle anderen Auflagen befolgen müssen. Wofür also soll der grüne Pass gut sein, was soll mit diesem Ding für die Leute besser werden? Die Datenschützer schreien schon entsetzt auf, wenn sie an den grünen Pass denken und bringen ihre berechtigten Einwände vor. Und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lehnt den grünen Impfpass der EU ab, wie deren Europa- Regionaldirektor erklärte. Das alles interessiert die Regierung aber nicht. Die will, so wie auch die EU- Kommission, dieses Dokument so schnell wie möglich durchdrücken. Nur; warum, wenn es medizinisch nichts bringt? Es muss also um was anders gehen und der gesundheitliche Aspekt steht da im Hintergrund. Und die Europaministerin Edtstadler ist deswegen auf Überzeugungstour, um säumige und zögernde Staaten, wie eben jetzt Portugal, für den grünen Pass zu überreden.