In der EU brechen wieder einmal neue Zeiten an. Die EU- Mitgliedsstaaten stimmten einem Vorschlag der EU- Kommission zu, den Verzehr von getrockneten gelben Mehlwürmern künftig zu erlauben. Der gelbe Mehlwurm ist somit das erste Insekt, das in der EU als neuartiges Lebensmittel zugelassen wurde. Egal, ob im Ganzen oder gemahlen oder geschrotet. Egal, ob als Beimengung oder pur. Statt gerösteter Erdnüsse eben geröstete Würmer.

  Es heißt, die EU- Länder stimmten dem Vorschlag der Kommission zu. Die Frage ist jetzt, ob für Österreich die Parlamentarier in Wien zugestimmt haben oder die österreichischen EU- Parlamentarier in Brüssel oder doch in Straßburg oder doch aus dem Home- Office. Sollte es in Wien gewesen sein – warum war im Vorfeld nichts zu hören? Sollten es aber unsere EU- Parlamentarier gewesen sein, ebenfalls die Frage: Warum war im Vorfeld nichts davon zu hören? Sollte etwa die Bevölkerung überrascht werden? Nun ja; das ist jedenfalls gelungen. Oder sollten Diskussionen vermieden werden? Egal, wo die Zustimmung erteilt wurde – ich persönlich tippe auf die EU- Parlamentarier – einen Wunsch hätte ich zu den Würmern als neuartigem Lebensmittel: Dort, wo die Zustimmung erteilt wurde, sollte es künftig in der Kantine zumindest zwei mal pro Woche einen „Wurmtag“ geben; in allen Varianten außer lebend. Der Verzehr von lebenden bzw rohen Würmern wurde ja (noch) nicht zugelassen. Damit die Herrschaften testen können, was sie genehmigt haben.

  In Deutschland hat übrigens das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gleich nach der Zulassung gewarnt, dass das Verspeisen der Würmer „bei empfindlichen Personen zu allergischen Reaktionen führen“ könne. Die Österreicher sind da anscheinend robuster, denn da gibt es eine solche Warnung nicht. Oder aber Gesundheitsminister Mückstein als der für diese „Wurmerei“ zuständige Minister hinkt in der Sache ein wenig hinterher. Und da die Würmer erst jetzt als Lebensmittel zugelassen wurden: Ich kann mich, es ist allerdings schon eine Weile her, an eine groß aufgemachte ORF- Sendung erinnern, in der es um irgendwelche verzehrbaren Würmer ging. Da wurde ein Großproduzent mit seiner Zuchtanlage in den Niederlanden gezeigt und es wurde euphorisch darauf hingewiesen, dass Insekten wesentlich günstiger als z. B. Rind- oder Schweinefleisch zu produzieren seien und dass diese lieben Tierchen obendrein wahre Eiweiß- und Proteinbomben seien. Und im Herbst 2018 begannen in Österreich zwei Lebensmittel- Handelsketten mit dem Verkauf von Speise- Insekten und auch in Deutschland gelangten die Tierchen, wenn ich mich recht erinnere, damals in den Handel. Allerdings: Wenn die Zulassung jetzt erfolgte, wäre dann der Verkauf seit 2018 nicht illegal gewesen?

  Was ist eigentlich der Grund dafür, dass in der EU jetzt das „Insekten- Zeitalter“ anbrechen soll? Ist es etwa die Angst, dass in absehbarer Zeit für die anwachsende Bevölkerung zu wenig Nahrung zur Verfügung stehen könnte? Wäre es aber umgekehrt nicht absurd, dafür zu sorgen, dass Millionen von Menschen nach Europa kommen, obwohl die herkömmlichen Nahrungsmittel nicht reichen könnten? Oder sollen die Zuwanderer nicht auf ihre gewohnten Spezialitäten verzichten müssen? Ist der Grund darin zu suchen, dass Insekten klimafreundlicher produziert werden können, gemessen am Nährwert, dass sie weniger Treibhausgase produzieren. Oder soll in Europa bzw. in der EU alles, was traditionsbehaftet ist – und da gehört die gewohnte Ernährung dazu wie beispielsweise Schweinebraten oder Beefsteak oder gegrillter Fisch – eliminiert werden, von der Speisekarte verschwinden, und Neuem Platz machen, zum Beispiel verschiedenen Insekten, wie Würmern, Grillen, Skorpionen, Heuschrecken, Käfern etc. Die Auswahl ist angeblich riesengroß.

  Ich persönlich kenne essbare Insekten von Märkten in Afrika, Asien und Südamerika. Ich muss aber gestehen, dass ich trotz großzügiger Angebote zum Verkosten niemandem etwas davon weggegessen habe. (Andere lokale Speisen habe ich gerne ausprobiert – und habe sie genossen). Und ich meine, wenn es den Menschen dort schmeckt, dann sollen sie es doch essen. Aber hier bei uns brauche ich das Viehzeug wirklich nicht auf den Tellern. Und wenn dann, wie vor ein paar Jahren hierzulande passiert, ein Testesser auf einem deutschen Sender voll Begeisterung sagt: „… Man muss sich halt überwinden. aber sie schmecken eigentlich lecker“, dann sagt das alles. Man muss sich halt überwinden.

  In diesem Artikel habe ich vor ein paar Jahren anlassbezogen schon einmal über Insekten als neue Nahrung geschrieben.