In Deutschland sind die Grünen, im Gegensatz zu Österreich, auf Bundesebene schon lange in einem Aufwärtstrend. Interessant im Hinblick auf die kommende Bundestagswahl im Herbst ist da die Tatsache, dass die Grünen in Umfragen sogar schon vor den Unionsparteien CDU/ CSU lagen und im Bundesland Baden- Württemberg seit Jahren den Ministerpräsidenten stellen. Vor ein paar Wochen stimmten die Grünen über die Kanzlerkandidatur bzw. die Spitzenkandidatur bei der Wahl ab; die Spitzenkandidatin wird Annalena Baerbock sein. Rundum war der Jubel groß. Die sympathische Lichtgestalt Baerbock will die Nachfolgerin der Langzeitkanzlerin Merkel werden. Ja, sie stieg auf wie ein Stern in der Nacht und strahlte. Es dauerte aber nicht lang, bis das strahlende Bild der grünen Lichtgestalt die ersten Kratzer abbekam und die mediale Aufmerksamkeit, die ihr gewidmet wurde, nicht mehr so erwünscht war. Da war einmal, wie die „Bild“ berichtete, die Tatsache, dass sie „versehentlich“ vergessen hatte, dem Bundestag ihre Nebeneinkünfte aus den Jahren 2018 bis 2020 bekannt zu geben. Nicht weiter schlimm, da auch nicht strafbar, und sie hat die Einkünfte nachgemeldet. Aber peinlich ist es schon, wenn die Spitzenkandidatin der „Sauberpartei“ so, naja, so „vergesslich“ ist. Und andere Politiker es „Scheinheiligkeit“ und „Doppelmoral“ nannten. Und jetzt wurde auch eine Sache vom Sommer 2019, vom Sommerinterview, wieder aufs Tablett gebracht. Da ging es auch um eines der Lieblingsthemen der Grünen, um die E- Mobilität. Da war von Frau Baerbock zu hören: „So Fragen wie Rohstoffe, Kobold, wo kommt das eigentlich her?… Da gibt es jetzt die ersten Batterien, die auf Kobold verzichten können“. Kobold – Kobalt? War das ein Versprecher? Eher nicht, denn zwei Mal hintereinander? Aber wenn es – was die andere Möglichkeit ist – eine Wissenslücke ist, dann ist das keine Lücke mehr, sondern ein Riesenloch. Und das bei einer Frau, die Kanzlerin werden will. Aber so etwas kann ja dem besten Grünen einmal passieren. Wer erinnert sich noch daran, als Cem Özdemir, der ja zehn Jahre Bundesparteivorsitzender war, im Zusammenhang mit der Stromproduktion von „Gigabyte“ sprach anstatt von „Gigawatt“? Auch nicht schlecht.
Was aber bei Frau Baerbock wesentlich schwerer wiegt als „vergessene“ Meldungen von Nebeneinkünften und die „Verwechslung“ des seltenen Metalls „Kobalt“ mit „Kobold“ – womöglich einem Verwandten des legendären rothaarigen Kobolds namens „Pumuckl“ – ist ihr Lebenslauf. Genau genommen die Fehler in ihrem Lebenslauf und die Liste der aufgedeckten Fehler wird immer länger. Ein österreichischer Plagiatsjäger und Medienwissenschaftler – er hat auch eine österreichische Ex- Ministerin „aufgeklatscht“ entdeckte mittlerweile mehr als nur eine Handvoll Delikte in ihrem Lebenslauf, die großteils ihren Bildungsweg, ihre akademischen Qualifikationen, betreffen. Da geht es um Titel bzw. entscheidende Zusätze zum Titel. Und wären die Vorwürfe haltlos gewesen, hätte es selbstverständlich keine Berichtigungen gegeben. Da gab es z. B. „mehrfache Falschzuschreibungen eines Bachelors“ oder „irreführende Angaben über den Doktorandenstatus, …“ oder „wiederholte Falschangaben der Studienfächer an der Universität Hamburg …“ usw. Dann deckte ein Informatiker aber auch noch erfundene Mitgliedschaften wie z. B. beim UNHCR auf. Der Aufdecker meinte dazu: „Baerbock ändert ihren Lebenslauf ungefähr so oft wie die SPD das Grundgesetz“ und ein FAZ- Korrespondent fragte sich: …Baerbock ist ahnungslos oder hochstaplerisch?“ Bis zur Bundestagswahl in Deutschland sind es noch ein paar Monate und die Menschen sind, was Wahlen betrifft, ziemlich vergesslich. Es wäre aber fast eine Beleidigung der Wähler, anzunehmen, dass diese die lange Liste der Verfehlungen der grünen Kanzlerkandidatin in der Wahlkabine vergessen würden. Man kann aber trotzdem schon jetzt darüber nachdenken, ob Frau Baerbock ein leuchtender Fixstern oder doch eher eine verglühende Sternschnuppe darstellt. Aber vielleicht ist es für Frau Baerbock ein Trost, dass die österreichische Staatsspitze voll hinter ihr steht; trotz der Probleme mit dem Lebenslauf. Der ehemalige Grünen- Chef und jetzige „noch- immer- grüne“ Bundespräsident Van der Bellen machte anlässlich seines Arbeitsbesuches in Berlin bei seinem Spezi Steinmeier auch der grünen Kanzlerkandidatin seine Aufwartung.
Und damit der Humor nicht zu kurz kommt: Der schon erwähnte Cem Özdemir sagte jetzt in einem Interview: „Annalena und wir werden nicht mehr nur national, sondern auch durch (den russischen Präsidenten Wladimir) Putin und seine Geheimdienste sowie durch türkische Aktivisten angegriffen, die im Internet Schmutzkampagnen gegen sie und uns Grüne führen … Man muss davon ausgehen, dass wir Moskau und Ankara nicht als Wunschkandidaten gelten …“ Und da soll noch einmal wer schimpfen über „Verschwörungstheoretiker“.