Ist das nicht wunderbar? Die EU- Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist, vergleichbar fast mit dem Weihnachtsmann mit seinem großen Sack voller Geschenke, auf EU- Tournee (nicht Europatournee), um vermeintliche und tatsächliche Geschenke auszuteilen. Sie machte auch schon in Österreich Station und verkündete die frohe Botschaft, dass ab Juli knapp 3,5 Milliarden Euro aus dem Corona- Wiederaufbaufonds zu fließen beginnen. Projekte mit einem Gesamtvolumen von 4,5 Milliarden wurden in Brüssel eingereicht und knapp 3,5 Milliarden wurden für würdig befunden. Dieser Corona- Wiederaufbaufonds der EU, darauf sollte nochmals hingewiesen werden, ist insgesamt 750 Milliarden Euro schwer. Diese Summe wurde von den EU- Staaten gemeinsam als Kredit aufgenommen – da haben wir also schon die Schuldenunion. Dieses Geld wird jetzt also von der Kommissionspräsidentin großzügig verteilt. Ein Teil dieser 750 Milliarden, nämlich 390 Milliarden, wird als Geschenk verteilt und die restlichen 360 Milliarden gibt es als Kredit. Wer wird wohl die verschenkten Milliarden zurückzahlen? Das werden wahrscheinlich die Nettozahler sein, zu denen Österreich gehört; wer sonst? Und wenn ein Land den Kredit – seinen Anteil von den 360 Milliarden – nicht bedienen kann oder will, dann werden wohl auch die Nettozahler einspringen müssen. Das ist halt so bei einer Schuldenunion. Vor etwa einem Monat war übrigens noch die Rede davon, dass Österreichs Anteil von dem 750 Milliarden- Kuchen 3,8 Milliarden sind. Jetzt sind es halt weniger als 3,5 geworden, aber wer wird denn so kleinlich sein?
Erwähnt wird, dass dieser „Segen aus Brüssel“ in die Ökologisierung, den Klimaschutz und in Digitalisierungsmaßnahmen fließen muss. Nicht erwähnt wird, ob die gesamten knapp 3,5 Milliarden als Kredit gewährt wurden oder ob da auch was von den Geschenken dabei ist. Da Kanzler Kurz aber nicht von einem „Geschenk aus Brüssel“ sprechen will, scheint alles klar zu sein. Österreich hat sich also überschwänglich dafür zu bedanken, dass uns Brüssel einen Kredit gewährt, den Österreich selbst aufgenommen hat. Und vielleicht erwartet sogar jemand, dass wir uns aus lauter Dankbarkeit auf den Bauch werfen. Weil uns großzügig unser eigenes Geld in die Hand gedrückt wird. Ist das nicht verrückt? Da fällt einem vielleicht auch der Begriff des „Danaergeschenks“ aus der griechischen Mythologie ein.