Ich hielt die Franzosen immer für vernünftiger und entschlossener im Umgang mit illegalen und/oder kriminellen Migranten und Flüchtlingen als österreichische Behörden und Ämter; bei Terroranschlägen z. B. fackelten sie nicht lange. Wie sich jetzt zeigte, hab ich mich aber geirrt. Die Medien berichten jetzt nämlich, dass in Frankreich ein Flüchtling aus Ruanda einen katholischen Priester ermordete. Er ging nach der Tat zur Polizei und gestand, einen Geistlichen getötet zu haben. Das alleine wäre ja schon schlimm genug. Es ist aber nur die halbe Geschichte und der Rest ist kaum zu glauben. Der jetzt ermordete Priester hatte nämlich dem Flüchtling, der 2012 nach Frankreich kam und einen provisorischen Flüchtlingsstatus erhielt, geholfen. Er nahm ihn in seiner Gemeinde auf, wo er dann auch als Kirchendiener arbeitete. 2019 wurde sein Aufenthaltstitel nicht mehr erneuert. Im Juli 2020 brannte dann die Kathedrale von Nantes. Es gab an drei stellen Brandstiftung, und zwar an der berühmten großen Orgel, an einer kleinen Orgel und an einer Schalttafel. die Kathedrale wurde schwer beschädigt, die große Orgel war nicht zu retten. Und der Brandstifter war der jetzige Mörder des Priesters, er gestand eine Woche nach dem Feuer. Im Falle einer Verurteilung drohten ihm laut Staatsanwalt „10 Jahre Haft und eine Geldstrafe von 150.000 Euro“, wie auf „orf.at“ zu lesen war. Der Mann war jetzt, etwas mehr als ein Jahr nach der Brandstiftung, in Freiheit und ermordete den Priester, der ihm geholfen hatte. Das heißt, dass es wegen der Brandstiftung noch keine Verhandlung gab und er bis dahin auf freiem Fuß war – oder dass er eventuell freigesprochen wurde. Man kann aber auch lesen, dass er „den Angaben zufolge in psychiatrischer Behandlung war“.
Somit sind wir bei Zuständen, die an Österreich erinnern: Kein Aufenthaltstitel mehr, also quasi illegal im Land, und niemanden interessiert das. Er sollte eigentlich schon mehrmals abgeschoben werden, aber eine juristische Auflage verhinderte das. Da er auch nicht in Abschiebehaft war, hatte er die Möglichkeit, den Priester zu ermorden. Warum er das tat, ist noch nicht klar. Aus „Dank“ vielleicht, weil ihn der Priester unterstützt, ihm geholfen hat? Die Franzosen sind jetzt wütend und fragen zu recht: „Warum war dieser Mann noch in Frankreich?“ Der französische Innenminister sagte jetzt, ganz auf wichtig: „Wer einen Mann der Kirche angreift, der greift die Seele Frankreichs an“. Es sind überall die gleichen politischen Schaumschläger, die die selben Sprechblasen, die selbe heiße Luft, produzieren. Das dürfte auch ein Bewohner der Stadt, in der der Priester ermordet wurde, so sehen. Er rief nämlich dem Innenminister zu: „Sie sind schuld, Herr Darmanin! Was kommt als nächstes? Müssen wir jetzt mit einer kugelsicheren Weste in die Messe gehen?“