So lautet die Devise unter Ausländern in Afghanistan und Hals über Kopf flüchten Botschaftsangehörige westlicher Staaten und eventuell ein paar Geschäfts- und Medienleute, die noch in dem Land sind. Wer soll sich sonst noch dort aufhalten; etwa Touristen? Die US- Amerikaner, also genau genommen die NATO- Einheiten verschiedener Länder und einige österreichische Soldaten – obwohl Österreich nicht bei der NATO ist, sondern angeblich neutral – haben in dem Land am Hindukusch seit 2001, also seit 20 Jahren, im sogenannten „Kampf gegen den Terror“ nichts zuwege gebracht und letztendlich den Krieg verloren. Einen Krieg, der neben der Verwüstung des Landes und vieler militärischer Opfer auch zahlreiche zivile Todesopfer forderte.

  Die Taliban waren 2001 der Auslöser für den 20 Jahre dauernden Militäreinsatz von NATO- Staaten und auch Österreich, weil die Taliban sich weigerten, gegen Al- Qaida vorzugehen. Damals wurde die Taliban- Regierung gestürzt und es wurde ein Krieg des Westens nicht nur gegen Al- Qaida, sondern auch gegen die Taliban. Gegen jene Taliban, die von den USA von 1979 bis 1989, als die damalige Sowjetunion die Regierung Afghanistans unterstützte, ausgebildet und mit Waffen beliefert wurde – und letztendlich die sowjetischen Truppen besiegte. Damals nannten sie sich allerdings noch Mudschaheddin. Die USA unterstützten im 1989, nach dem Sowjet- Abzug,  ausbrechenden innerafghanischen Bürgerkrieg die Mudschaheddin, die späteren Taliban, weiter und ab 2001, als der „Krieg gegen den Terror“ begann, wurden die Taliban bekämpft. Von denen die westliche Allianz jetzt als Verlierer und mit Schimpf und Schande aus dem Land gejagt werden. Umsonst die unzähligen Toten, umsonst die Verwüstungen, umsonst die Billionen, die dieser 20 Jahre dauernde Krieg dem Westen kostete, denn jetzt sind die Taliban, diese „Steinzeit- Islamisten“, wieder auf dem Vormarsch. Sie beherrschen schon fast das ganze Land und sie sind, so wie es aussieht, nicht zu stoppen. An dieser Stelle wäre vielleicht einmal zu überlegen, ob die in den letzten Jahren hauptsächlich nach Europa geflüchteten Afghanen, großteils junge Männer in wehrfähigem Alter – es müssen Hunderttausende sein – für die afghanische Armee nicht eine kriegsentscheidende Rolle gegen die Taliban hätten spielen können. Hätten. Sie haben ja vorgezogen, ihre Familien und ihr Land im Stich zu lassen und abzuhauen – und hierzulande bejubelt zu werden. Das süße und unbeschwerte Leben im Westen war zu verlockend. Und auch den Wiederaufbau sollen andere erledigen.

  Ein deutscher Verteidigungsminister meinte im Dezember 2002: „Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt“. In den letzten Jahren ihres Einsatzes waren die deutschen Soldaten aber hauptsächlich damit beschäftigt, sich in ihrem Stützpunkt selbst zu verteidigen. Deutschland wird jetzt nicht mehr am Hindukusch verteidigt und der sinnlose Krieg in Afghanistan ist nicht nur für die Deutschen, sondern in erster Linie für die Amerikaner verloren und jetzt wird nur mehr versucht, nicht auch das Gesicht zu verlieren. Das ist aber ein Ding der Unmöglichkeit; eigentlich müssten in nächster Zeit oft gesichtslose Politiker vor den Kameras zu sehen sein. Und wenn jetzt, nach der nächsten Niederlage der USA, die Militärs sagen: „Das ist das Problem Afghanistans“, dann zeigt das, dass ihnen anscheinend immer noch nicht klar ist, was sie (wieder einmal) angerichtet haben. Wichtig war halt, dass die Waffenindustrie blendende Geschäfte machte und dass auch die Altbestände an Waffen verfeuert wurden.

  Und noch ein kleines Detail zu diesem Krieg: Im April 2017 wurde von den USA die „Mutter aller Bomben“ (Massive Ordnance Air Blast oder auch Mother of All Bombs) abgeworfen. Es ist die sprengkraftstärkste konventionelle Fliegerbombe der US- Streitkräfte und enthält etwa 8,5 to Sprengstoff. Eingesetzt wurde sie im afghanischen Grenzgebiet zu Pakistan, um Tunnelsysteme und Höhlenverstecke von IS- Terroristen zu knacken. Angeblich wurden bei der Explosion mehr als 90 IS- Kämpfer getötet.