Afghanistan ist gefallen, die Hauptstadt Kabul ist in der Hand der Taliban. Nicht erst in drei Monaten, sondern jetzt. Der Präsident ist geflüchtet, über dem Präsidentenpalast weht die Fahne der Taliban. Ein Sprecher verkündet den Sieg der radikalen Islamisten in Afghanistan. Das Militär und die Polizei kapitulieren vor den Taliban. Es mutet wie Hohn an, wenn ein Taliban- Vertreter verkündet, dass die Gotteskrieger eine „friedliche Übergabe“ der Macht anstreben. Im afghanischen Fernsehen sagt ein Taliban- Kämpfer: „Unser Land wurde befreit und die Mujaheddin haben in Afghanistan gesiegt“. Das Land beginnt sich schon umzustellen auf ein Scharia- konformes Leben; Werbung westlicher Art verschwindet schon aus dem öffentlichen Bild.
Was jetzt; wie soll es weitergehen? Ein 20 Jahre dauernder Krieg, der mit einer Niederlage der einst selbstherrlichen Westmächte unter US (NATO)- Führung und teils chaotischem Abzug aus dem Land endete, hat die Lage in Afghanistan nur schlimmer gemacht. Die Staatsmacht hat kapituliert, ist geflüchtet oder übergelaufen. Die Taliban haben jede Menge Waffen – teils in eingenommenen Garnisonen erbeutet, teils von verlassenen Stellungen eingesammelt, teils von Überläufern mitgenommen. Da ist viel modernes Zeugs dabei, welches von den USA geliefert wurde. Und dann gibt es immer noch Bestände aus der Zeit, als sie bis ins Jahr 2000 von den USA hochgerüstet wurden. Und die Taliban haben keinen internationalen Gegner mehr im Land. Die US- Truppen könnten eventuell von Nachbarländern Afghanistans aus Luftangriffe starten – aber wollen sie wirklich Kabul bombardieren? Ehemalige russische Stützpunkte wurden den Amerikanern jedenfalls von Putin schon angeboten. Es ist aber noch nicht klar, ob US- Präsident Biden dieses Angebot annimmt. Also; was bleibt übrig? Konferenzen abhalten, Gespräche führen. Da haben aber die Taliban das Sagen und nicht die USA oder die „Werte- Union“.
Der Machtwechsel in Afghanistan, der Sieg der Taliban, hat auch Auswirkungen auf Österreich. Schwer vorstellbar, dass die Taliban die in Österreich kriminell gewordenen afghanischen Flüchtlinge und Migranten zurücknehmen werden und das werden unsere kriminell gewordenen afghanischen „Gäste“ auch wissen. Was plant der Innenminister für die nächste Zeit in der Frage zu den Abschiebungen; er steht ja nach wie vor dazu. Und möglicherweise zeigt sich in nächster Zeit, dass einige dieser Gäste mit den Taliban sympathisieren und auch kein Hehl daraus machen. Ob das Einfluss auf die Sicherheitslage in Österreich hat? Und unsere linken Menschenfreunde werden jubeln; jetzt gibt es keine Abschiebungen mehr. Allerdings werden, so ist zu befürchten, speziell für Frauen und Mädchen in Afghanistan jetzt sehr harte Zeiten anbrechen. Und eventuell auch für alle „Kollaborateure“, die in den letzten 20 Jahren mit den ausländischen Militärs zusammenarbeiteten. Und für alle, die den Koran nicht so auslegten wie die Taliban. So gesehen, werden für fast alle Afghanen jetzt sehr harte Zeiten anbrechen.
Jetzt ist der schlimmste Fall für Afghanistan eingetreten. Und der Westen steht dem ziemlich hilf- und ratlos gegenüber.