Schon Ende 2015 schockte der damalige EU- Migrationskommissar, der Grieche Dimitris Avramopoulos viele EU- Bürger. Vor dem EU- Ausschuss der Regionen sprach er ein heikles und nicht gern öffentlich gemachtes Thema an, nämlich: „Europa vergreist“. Mit Europa meinte er natürlich die EU. Er führte dann jedenfalls aus: „In den nächsten zwei Jahrzehnten werden mehr als 70 Millionen Migranten nötig sein“. Das sagte der Kommissar Ende 2015, als die Flüchtlingskrise in der EU so ziemlich am Höhepunkt war, einige Staaten regelrecht überrannt wurden und Regierungen hilflos und überfordert waren. Und alle versuchten mehr oder weniger auf eigene Faust, das Chaos zu beenden. Von der EU- Kommission in Brüssel war ja keine Unterstützung zu erwarten, die wollte nur die Flüchtlinge und Migranten irgendwie auf die EU- Staaten verteilen und weitermachen. In dem Ausmaß ging es aber nicht weiter, obwohl seit einschließlich 2013 bis heute etwa 6,5 Millionen Asylanträge in der EU gestellt wurden. Aktuell ist die Zahl der Asylanträge wieder ziemlich stark ansteigend, allerdings kommen jetzt zunehmend auch Afrikaner in die EU. Bei einem EU- Treffen auf Malta sprach ja die deutsche Kanzlerin Merkel eine regelrechte Einladung an afrikanische Migrationswillige aus, doch nach Deutschland oder generell in die EU zu kommen; nach ihrem fatalen „Wir schaffen das“- Sager in der Migrationskrise. Die Regierungen wollen aber die immer mehr offen zutage tretenden Probleme bei der Integration der „Gäste“ nicht wahrhaben. Und auf dem Arbeitsmarkt – und das war eigentlich der Hauptgrund für die geforderte Migration – waren und sind aber viele der gekommenen Migranten und Flüchtlinge nicht oder nur sehr schwer vermittelbar. Sie werden vom Staat alimentiert, sind Bezieher von Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe.
Und jetzt, wo von einer neuen Flüchtlingswelle von Afghanistan (und eventuell auch aus Flüchtlingslagern in der Türkei, aus dem Libanon, aus Pakistan) nach Europa, in einige ausgesuchte EU- Staaten, geredet wird und alle vollauf damit beschäftigt sind mit der Evakuierung von Staatsbürgern und sogenannten Ortskräften samt Familien aus Afghanistan heraus, kommt von Deutschland eine alte Forderung. Fast passend zur angekündigten Flüchtlingswelle, so scheint es, fordert der Vorstandsvorsitzende der „Bundesagentur für Arbeit“ 400.000 Zuwanderer pro Jahr. Für Deutschland. Weil Fachkräfte fehlen. Er präzisiert: „… Aber mir geht es hier nicht um Asyl, sondern um gezielte Zuwanderung für die Lücken am Arbeitsmarkt … Es werden überall Fachkräfte fehlen … Fakt ist: Deutschland gehen die Arbeitskräfte aus“. Es geht also um gezielte Zuwanderung für die Lücken am Arbeitsmarkt. Das wird ja innerhalb der EU schon längst praktiziert. Tschechen, Slowaken, Ungarn werden nach Deutschland oder Österreich geholt; als Zuwanderer oder auch als Pendler. In allen möglichen Berufsgruppen wie z. B. in der Gastronomie, in Metallberufen, in der Fleischindustrie usw. Dafür versuchen diese Länder, Personal z. B. aus Polen oder der Ukraine anzuwerben. Oder es werden Pflegekräfte, Krankenschwestern, Ärzte beispielsweise in Rumänien regelrecht abgeworben. Nur; die fehlen dort in den Krankenhäusern und Arztpraxen. Die Patienten haben unter der Gier anderer Länder nach ausgebildeten Fachkräften zu leiden. Und jetzt sollen also ausgebildete Fachkräfte oder auch nur Angelernte oder zumindest Arbeitswillige in Form von gezielter Zuwanderung aus Regionen jenseits Europas z. B. nach Deutschland geholt werden, damit dort der Wirtschaftsmotor nicht ins Stottern gerät.
In der EU wird immer groß von den „Werten“ gesprochen. Ist es aber mit diesen so hoch gehaltenen Werten vereinbar, wenn zum eigenen Nutzen, zum eigenen Vorteil aus Entwicklungsländern die relativ wenigen Fachleute oder Ausgebildeten „abgesaugt“, diesen Ländern entzogen werden? Ist das nicht, gelinde gesagt, eine Sauerei? Wie sollen diese Länder jemals auf ein vergleichbares Niveau wie die hoch entwickelten Länder kommen, wenn die Menschen mit Ausbildung, wenn die Intelligenz (zusätzlich zu den vielen anderen) das Land verlassen? Vor Jahren schon haben afrikanische Bischöfe an ihre Landsleute appelliert, im Land zu bleiben, weil sie gebraucht werden. Selbst Regierungen ersuchten schon ihre im Westen studierenden Landsleute, nach dem Studium heimzukehren, weil sie dringend benötigt werden.
Aber hochentwickelte westliche Nationen, dem vermeintlichen Zwang von Wirtschaftswachstum und steigendem BIP folgend, nehmen keine Rücksicht auf Entwicklungsländer, wenn es um die eigene Wirtschaft geht. Man spricht gerade in Zeiten wie diesen zwar gerne von „Einklang mit der Natur“, von Schonung von Ressourcen, von „Green Investments“, von Nachhaltigkeit und anderen wohltönenden Begriffen. Es wird aber zu wenig gesprochen über die Folgen von endlos zu steigernder Produktion, von immer mehr Konsum, von immer mehr Menschen, von immer mehr Raubbau an der Natur, von immer mehr Müll usw.
Hier ein alter Artikel von mir: Zuwanderung für Wirtschaftswachstum