Der Vorsitzende der Deutschen Bundespolizeigewerkschaft (DPolG) äußerte sich in einem „Bild“- Interview zur aktuellen Flüchtlings- Situation – aber wie! Täglich kämen schon wieder bis zu 1.000 Migranten an die deutsche Grenze und das müsse man „verdammt nochmal ernst nehmen und schnell handeln. Das sind Alarmsignale, die darf man keine 14 Tage mehr vor sich herschieben“. Man werde nämlich andernfalls einen „Kollaps erleben, wie wir ihn 2015 an der Südgrenze hatten“. Und da Deutschland jetzt eine Regierung hat, die geschäftsführend im Amt ist – da es ja noch keine neue Regierung gibt – dann soll sie die Geschäfte „gefälligst auch führen und Entscheidungen treffen“. Der Polizeigewerkschafter ist auch stinksauer auf Bundesinnenminister Seehofer, weil der seit 2 Wochen einen Brief nicht beantwortet hat. In dem Brief hatte der Gewerkschafter gefordert, temporäre Grenzkontrollen zu Polen durchzuführen, die EU- Außengrenzen mit Unterstützung von Frontex besser zu schützen und Fluglinien, die mit dem weißrussischen Präsidenten Lukaschenko zusammenarbeiten, zu sanktionieren. Diese Forderungen kommen von der deutschen Polizeigewerkschaft bzw. deren Chef!
In Österreich ist die Situation eine ganz andere. In Österreich kommen schon lange Zeit täglich mehr als 100 Migranten; das ist in der Relation mehr als in Deutschland. In Deutschland geht der Polizeigewerkschafter mit seiner Warnung an die Öffentlichkeit, in Österreich schweigt die Polizei. Man kann höchstens hinter vorgehaltener Hand was zu hören bekommen. Interessant wird es bei den Statistiken. Laut einer Statistik des deutschen Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) wurden in Deutschland heuer von Jänner bis Ende September exakt 100.278 Erstanträge auf Asyl gestellt. In Österreich wurden laut der EU- Asylbehörde EASO von Jänner bis Ende September schon 22.928 Asylanträge gestellt. Auf Deutschland hochgerechnet, müssten dort somit schon 230.000 Anträge gestellt worden sein. Oder in Österreich dürften es nur etwa 10.000 sein. Aber Österreich kommt heuer locker auf die von Innenminister Nehammer „erwarteten“ 30.000 Asylwerber. Und ein Brigadier vom BKA, von der Stelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität, sagte: „… Es gab heuer schon rund 30.000 Aufgriffe“.
Das verwundert auch nicht, wenn man weiß, was kürzlich in der „Wiener Zeitung“ zu lesen war: „… Das heißt, anders als im EU- Asylsystem („Dublin III“) eigentlich vorgesehen, werden aktuell keine Geflüchtete nach Ungarn zurückgeschickt, die in Österreich einen Asylantrag stellen, obwohl sie in Ungarn bereits registriert wurden. Eigentlich wäre in solchen Fällen Ungarn zuständig, …“ Der Innenminister faselt laufend etwas von „Kampf gegen illegale Migration“, verzichtet aber auf die zulässige Rückführung von Illegalen nach Ungarn. Dafür werden bei Nacht und Nebel – damit die Bevölkerung nichts mitkriegt – Busse voll mit aufgegriffenen Asylwerbern in die Aufnahmezentren und Flüchtlingsheime gebracht. Und neben diesen freiwillig von Österreich aufgenommenen Asylwerbern sind dann noch schlimmstenfalls zehntausende von rechtskräftig Abgewiesenen hier. Zum Teil schon seit Jahren und Jahrzehnten. Die der Innenminister nicht in ihre Heimat zurückschicken kann oder will. Eher ist anzunehmen, dass er gar nicht will. Sonst würde er doch dafür sorgen, dass nicht Tag für Tag weitere Illegale kommen. So wie es andere Länder machen, die den Grenzschutz ernst nehmen.
Wie man sieht, hat z. B. Deutschland auch mit einem massiven Anstieg von Asylanträgen zu kämpfen. Es gibt aber proportional nicht annähernd so viele wie in Österreich. Und in Deutschland schlägt, im Gegensatz zu Österreich, die Polizei Alarm und warnt vor einer Eskalation der Flüchtlingskrise.