Dass der „Umweltschutz- Express“ zunehmend schneller unterwegs ist, ist Tatsache. Dass er für manche Leute immer noch zu langsam unterwegs ist, dass nach deren Meinung bisher zu wenig Radikalmaßnahmen durchgesetzt wurden, und für manche Leute aber viel zu schnell, weil die Wirtschaft unter den getroffenen Maßnahmen ihrer Ansicht nach zu stark leidet, ist ebenfalls eine Tatsache. Es heißt ja nicht zu Unrecht: „Jedermann recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann“. Es wurde (und wird) in Reden und auch bei Diskussionen mehr oder weniger eindringlich darauf hingewiesen, dass zum Schutz von Umwelt und Klima das Verbrennen fossiler Energieträger sofort zu stoppen ist. Keine Kohle- und Gaskraftwerke mehr für Stromproduktion, kein Verbrennen von Diesel und Benzin für Fahrzeuge, kein Verbrennen von Kerosin bei Flugzeugen oder Schweröl bei Schiffen. Kein Befeuern mit Kohle, Holz oder Gas von Kesseln für Warmwasser oder Fernwärme. Auch Zentralheizungen für einzelne Häuser, betrieben mit Hackschnitzel, Pellets, Öl oder Gas werden bald der Vergangenheit angehören. (Dabei ist es noch gar nicht lange her, als Hackschnitzel- oder Pelletsheizungen angepriesen wurden, da sie klimaneutral seien. Das gilt aber nicht mehr.) Da geht es schließlich und endlich immer um CO2, um Ruß, Staub usw. Um schädliche Dinge für Klima und Umwelt. Und darum, dass auch die nachfolgenden Generationen auf einem lebenswerten Planeten leben können. Aber sie sollen halt kein Fleisch mehr essen, weil die Fleischproduktion sehr viel Methan und andere Schadstoffe freisetzt, was wiederum sehr schädlich für das Klima ist.

  Das heißt, ein ausnahmsloser Umstieg auf erneuerbare Energien. Für die einen lieber schon gestern als heute und für andere besser morgen als heute. Einen geordneten Übergang vollziehen und nicht in Panik verfallen. Es muss doch darauf geachtet werden, dass eine möglichst hohe Beschäftigungsquote erhalten bleibt, keine Massenarbeitslosigkeit wegen Maßnahmen für Klima- und Umweltschutz heraufbeschworen wird. Im Sinne von Klima- und Umweltschutz sollen auch, so hört man, die hitzespeichernden Betonwüsten der Städte begrünt werden und sollen Bäume gepflanzt werden. Die Verbauung soll reduziert werden. Um auf landwirtschaftlich genutzten Flächen die Versorgungssicherheit weiterhin gewährleisten zu können und auch, um der zunehmenden Hitze entgegen zu wirken.

  Das ist also die Theorie. In einigen Bereichen entspricht das auch der Realität, aber halt nicht überall. Nicht nur in Städten, sondern auch im ländlichen Raum ist eine erschreckende und ungebremste Bauwut festzustellen. Da wird gebaut auf Teufel komm raus. Einfamilienhäuser, kleine und größere Wohnblöcke, Betriebsgebäude usw. Da werden Tag für Tag riesige Grünflächen verbaut und versiegelt. Für Gebäude, für Abstellplätze, für Straßen, Rad- und Gehwege, für Sportanlagen. Viele der neuen Gebäude sind für Firmenansiedlungen und Betriebserweiterungen gedacht. Der Wirtschaftsmotor muss brummen, es wird ja an das immerwährende Wirtschaftswachstum geglaubt. Das setzt aber mehr Menschen voraus. Also mehr Zuwanderung, mehr Wohnungsbau, mehr Arbeitsplätze, mehr neue Straßen, mehr Produktion von Konsumgütern,  mehr Straßenverkehr, mehr Import und Export. Das alles bringt mehr Abbau von Rohstoffen, mehr Einsatz von Maschinen, mehr Zerstörung der Umwelt, mehr Abfall, mehr Freisetzung von Schadstoffen mit sich. Also ein „mehr“ von dem, was man eigentlich reduzieren wollte. Und das Zauberwort „Regionalität“ funktioniert halt auch nur sehr eingeschränkt. Diese „Mehr, mehr, mehr“- Philosophie erfordert auch ein riesiges Mehr an elektrischer Energie, beispielsweise auch für das Internet. Da kommen jetzt mehr oder weniger schlaue Köpfe zur Erkenntnis, dass, um den immer noch stark steigenden Energiebedarf decken zu können, Wasser, Wind und Sonne wohl nicht ausreichen werden. Als Ausweg aus dieser Misere ist jetzt auch die EU drauf und dran, Atomkraft als „grüne“ Energie zu verkaufen und deren Gefahren und Risiken klein zu reden oder strikt zu leugnen. Verlogener und heuchlerischer geht kaum mehr.

  Dass die Wurzel des ganzen Übels die falsche Religion des „Immerwährenden Wirtschaftswachstums“ ist – welches wiederum immer mehr Menschen als Konsumenten und auch als Produzenten erfordert – wird geflissentlich verdrängt und nicht erwähnt. Es scheint, als wäre vieles nicht ganz ernst gemeint – oder es steht Täuschung im Vordergrund.