Die österreichische Politik wurde regelrecht von einem Erdbeben erschüttert. Da gab es wieder einmal eines der schon sattsam bekannten Leaks. Es ging darin um die „Aufteilung der Republik“, wie so manche meinten. Es wurde die Vergabe von wichtigen Spitzenpositionen in regierungsnahen Unternehmen geregelt. Es ging um Postenschacher zwischen der ÖVP (unter Kurz) und der FPÖ und auch um Parteispenden. Da standen die Grünen in der Regierung als lachende Dritte daneben und achteten darauf, dass nicht nur die Suppe am Köcheln, sondern die Sch…. am Dampfen blieb. Für die Grünen konnte es ja nicht besser laufen. Kanzler Kurz wurde vom grünen Vizekanzler Kogler schon kalt lächelnd abgeschossen. Gegen andere ÖVP- Regierungsmitglieder wurden Ermittlungen eingeleitet. Ein ÖVP- Korruptions- U- Ausschuss wurde beschlossen. Die ÖVP stand – und steht noch – unter Dauerbeschuss. Die Grünen könnten auch bei Neuwahlen nur gewinnen.
Jetzt gab es aber ein unerwartetes Nachbeben, der Seismograph schlug stark aus. Wieder war ein Leak der Auslöser. Dieses Mal erwischte es die völlig überraschten Grünen. Es war wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. Geleakt wurde ein sogenannter „Sideletter“. Ein mehrseitiges, geheimes Schriftstück, dessen Inhalt neben dem Regierungsprogramm zwischen ÖVP und den Grünen ausgehandelt wurde und ebenfalls die Vergabe von Spitzenposten, z. B. beim ORF, regelte und auch „Tauschgeschäfte“, wie z. B. Zustimmung beim Kopftuchverbot gegen einen Spitzenposten. Dieser Sideletter war so geheim, dass angeblich nicht einmal grüne Verhandler zum Regierungsprogramm davon wussten. Angeblich. Ein Desaster für die Partei der selbsternannten Sauberfrauen und -männer, die 2019 mit Slogans in die NR- Wahl zogen wie „Saubere Politik. Nicht käuflich“ oder mit jenem, dass „der Anstand“ wohl grün wählen würde. Und jetzt vermuten sie jammernd, dass der „böse“ Kurz hinter dem Leak stecken könnte. Dass das vielleicht als Retourkutsche zu sehen ist. Die Grünen werden mit dieser Aufdeckung jetzt wirklich anständig durchgebeutelt und viele enttäuschte und verärgerte Anhänger fordern den sofortigen Rücktritt der Parteispitze. Nur; das werden Vizekanzler Kogler und Klubobfrau Sigi Maurer kaum machen; Anstand hin und Charakter her. Sie wissen, dass sich die Situation geändert hat, sie wahrscheinlich lange nicht mehr in eine Regierung kommen würden. Und sie müssten sich dann mit irgend einem Job in der Partei zufrieden geben; was könnten sie sonst auch machen? Mit einem Spitzenjob, wie er Ex- Kanzler Kurz angeboten wurde (aus Dankbarkeit?), sollten sie eher nicht rechnen. Und der grüne Bundespräsident sollte sich eine Wiederkandidatur gut überlegen. Die Sünden seiner grünen Freunde könnten sich für ihn fatal auswirken.
Für die ÖVP dürfte es, wenn die Ankündigungen des Ex- Grünen Peter Pilz stimmen, in nächster Zeit ein fürchterliches Nachbeben geben; es wurde nämlich wieder ein Mobiltelefon ausgelesen und die Chats und Mails sollen Kanzler Nehammer, seine Frau, den Parlamentspräsidenten Sobotka, die niederösterreichische Landeshauptfrau Mikl- Leitner und andere hochrangige ÖVP- Politiker anständig durchbeuteln und schwer belasten. Man wird ja sehen. Und der Ursprung der ganzen aufgedeckten politischen Skandale ist der Ibiza- Skandal. Ob die Initiatoren mit diesem durchschlagenden Erfolg gerechnet haben?
Und der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass auch die SPÖ, allerdings nur auf Landesebene, Ärger hat. In Wien demonstriert der linke Nachwuchs vor der SPÖ- Zentrale wegen der Räumung eines Demo- Camps und des geplanten Baues der Stadtstraße und in Oberösterreich werden die SPÖ- Landesvorsitzende und ihr Geschäftsführer abgelöst. „Das Duo ist nicht mehr tragbar“, heißt es innerhalb der Partei. Grund für die Ablöse ist eine völlig missglückte und eigenmächtige Plakataktion für die Corona- Impfung. Dazu hieß es: „Weinende Kinder in einer Werbekampagne zu instrumentalisieren, ist eine moralische Bankrotterklärung“.